Ohne JavaScript funktioniert das nicht, bitte Scripte zulassen Michael Koehn - Spediteur

Profession: Spediteur

Spediteure haben einen ca. 4%-igen Anteil an der Wert­schöpfung in der Bundes­republik Deutsch­land. Das klingt wenig, zumal man doch oft das Gefühl hat, mindesten 40-50% der Benutzer der Auto­bahnen wären LKW.

Wertschöpfung in diesem Zusammen­hang bedeutet aber -einfach gesagt- den Anteil des Verdienstes, den alle Spediteure gemeinsam erwirt­schaften. Und das ist tat­sächlich nicht sehr viel. (Denken Sie da bitte nicht nur an den LKW, sondern vergessen bitte auch nicht die Waren, die im Flug­zeug, mit der Bahn oder dem Schiff trans­portiert werden.)

Und nun stellen Sie sich aber einmal vor, wo wir alle ohne die Spediteure wären!
Morgens hätten Sie keinen Joghurt auf dem Tisch und keine Zeitung vor der Nase, mittags würden Sie weder in Ihrem Lieb­lings-Restaurant etwas bekommen, noch Kon­serven in Ihrer Speise­kammer finden. Davon abge­sehen, könnten Sie gar nicht auf die Strasse wagen, weil auch in Ihrem Kleider­schrank gähnende Leere herrschen würde. Und zu Hause bleiben wäre auch kein Vergnügen: Möbel, Bücher, Küchen-Geräte und Musik-Anlage (auch Alexa oder Smart­phone!), noch nicht mal das Klo­papier wäre da!

Was macht ein Spediteur? Die frühere Definition im Handels­gesetz­buch (HGB) hat das meines Erachtens sehr gut beschrieben: Spediteur ist, wer es gewerbs­mäßig übernimmt, Versendungen . . . zu besorgen.

Also, der Transport (fast) jeder Ware, die Sie irgend­wann bei sich zu Hause haben, wurde von Spediteuren organisiert. Dieser Berufs­stand optimiert die Verkehrs­ströme, sucht den günstigsten Weg für Waren vom Roh­stoff­lieferanten (z.B. in Afrika) über Produzenten der Halb­fertig­produkte (beispiels­weise in China), zum Her­steller, dann weiter über diverse Zwischen­händler bis zum Einzel­händler oder sogar ggf. mit dem Liefer­dienst bis zu Ihnen in die Wohnung.

Sie können sich vorstellen, wie viele Zwischen­schritte organi­siert werden müssen, bis das aus afrika­nischer Baum­wolle in China gefertigte T-Shirt bei Ihnen im Laden um die Ecke liegt. Manche nennen den Spediteur auch den Architekten des Verkehrs!

Vielleicht denken Sie manchmal daran, wenn Sie auf der Auto­bahn am liebsten dem LKW-Fahrer "den Finger zeigen" würden oder sich ärgern, weil das Fahrzeug vom Courier­dienst (oder auch von der Post) ein paar Minuten zu spät ist.

Wenn Sie mehr wissen wollen, .

Verladungen nach Übersee

Am interessantesten am Beruf des Spediteurs sind natürlich die nicht all­täglichen, sondern die "außerg­ewöhnlichen" Aufträge.

Bereits kurz nach meiner Aus­bildung -im Mai 1981- durfte ich eine Partie LKW-Chassis nach Chile verschiffen. Damals gab es in diese Relation noch keine Ro/Ro-Schiffe, also musste ich die Fahrzeuge auf einem konven­tionellen Frachter unter­bringen.

Hierbei war darauf zu achten, dass bei See­gang die Fahr­zeuge weder von den anderen im Schiff verstauten Waren beschädigt werden konnten, noch selbst andere Güter beschädigten. Auch an Oberdeck konnte die Ver­ladung nicht erfolgen, man wollte ja in Chile keine vom Wind und See­wasser ver­rosteten Gerippe, sondern neue LKWs erhalten.

Ein Arbeitsplatz ganz ohne Computer Übrigens: damals arbeitete man noch mit der Schreib­maschine und (im besten Fall) mit einen Verviel­fältigungs­system namens Ormig, vielleicht kennen es die Älteren noch aus der Schul­zeit.

Computer wurden in den meisten Speditionen erst Mitte bis Ende der 1980er Jahre einge­führt, also hieß es anstatt "Dokument speichern unter…" damals: Aufstehen, einen Ordner aus dem Schrank holen, das Dokument lochen, abheften und den Ordner wieder zurück in den Schrank stellen. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen!

Erkennbare Dimensionen Als wir dann Computer hatten, aber noch mittels Telex (die Sache mit den Loch­streifen) kommuni­zieren mussten, verlud ich eine Luft­zerlegungs­anlage von München nach Ulsan in Süd­korea. Wegen der dünnen Außen­haut des 20 Meter langen Haupt­tanks mussten die Anschlag­stroppen so weit gespreizt werden, dass der Tank nicht knickte. Leider gab es in Korea weder einen aus­reichend langen "Spreader", noch einen zweiten Schwimm­kran im Handels­hafen. Zusammen mit den Partnern in Korea löste ich das Problem dennoch (Wie? - Das ist Spediteurs-Geheimnis!)

Schon im Werk des Absenders waren Transportptrobleme zu lösen. Auch eine interes­sante Aufgabe war die Demon­tage, Verpackung und Verschiffung einer Span­platten-Fabrik nach Pakistan. Viele Teile konnten in Container verladen werden, einiges in Open Top oder auf Flats und Platt­forms. Die leeren Container wurden als komplette Züge aus Hamburg per Bahn ange­liefert, das Werk hatte zum Glück einen direkten Gleis-Anschluss. Und dennoch musste ein erheb­licher Teil der Maschinen konven­tionell d.h. weitest­gehend unverpackt auf die Reise gehen.

Ein Maschinenteil wurde im Werk bereit gestellt Ein Händler von Pall- und Sicherungs­material, der ursprüng­lich keine Lust gehabt hatte von Schwerin nach Ribnitz-Damm­garten, quasi "in die Walachei", zu kommen, küsste mir später fast die Füße als Dank für die (wahr­scheinlich) Verdop­pelung seines Jahres­umsatzes.

Da ein Transport der Waren (mit den teilweise erheb­lichen Über­maßen) nach Hamburg sehr aufwendig (und damit zu teuer) geworden wäre, holte ich das See­schiff nach Rostock, bereit, die hierfür zusätzlich an­fallenden Kanal­gebühren zu über­nehmen. Durch diesen "Trick" konnte ich die ALLE Mit­bewerber aus­stechen, auch die größten und reno­miertesten!

Straßentransport Vorher musste aller­dings teil­weise die Hafen-Infra­struktur in Rostock wieder reaktiviert werden: Der einzige Van­carrier wurde entrostet und gang­bar gemacht, Container-Spreader mussten gesucht und aufge­arbeitet werden.

Auch die kurze Strecke vom Werks­standort in den Hafen von Rostock musste für viele Teile unter Polizei­begleitung erfolgen, Ampeln und Schilder­brücken mussten umfahren oder abgebaut werden. Um Kosten zu sparen, suchten -und fanden- wir eine Strecken­führung, bei der keine größeren bau­lichen Maß­nahmen ergriffen werden mussten.

Beladung des (konventionellen) Seeschiffes Nach Monaten inten­siver Planung, Koordination, Schweiß und auch ein paar Tränen war es dann soweit, Stück­gut und Container wurden an Bord verstaut, es passte auch alles hinein (was u.a. den "Super­cargo" und den beiden Hafen-Gangs zu verdanken war) und das Schiff lief aus.

Die Stauung im Schiff An dieser Verladung erkennen Sie vielleicht, liebe Leser, dass jede Art Arbeit immer von einer Viel­zahl Menschen erledigt wird. Menschen, die nur dann ein gutes Ergebnis erzielen, wenn sie kooperativ und fair zusammen arbeiten und wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Anteil an der Arbeit geschätzt und gewürdigt wird. Und das hat auch etwas mit dem Thema Bezahlung zu tun.

Das ist kein "Flying Dutchman" Hobby und Beruf brachte ich bei der Verladung eine Renn­yacht nach Australien eng zusammen. Noch jahre­lang stand ich mit dem Skipper der Yacht in E-Mail-Kontakt, leider hat sich jedoch nie die Gelegen­heit zu einem Turn ergeben. Schade.

Hier habe ich natürlich nur einige High­lights erwähnt, (ausge­sucht auch deshalb, weil ich von anderen Verla­dungen keine Fotos besitze), habe nicht die vielen administrativen Hürden, bank­seitigen Stolper­steine und restrik­tiven Import­bestimmungen erwähnt, hoffe aber dennoch, Sie haben damit einen kleinen Ein­blick gewonnen in die Arbeit eines Seehafen-Spediteurs. Auch heute noch bin ich gerne (beratend) tätig, schreiben Sie mir in diesem Fall gerne eine E-Mail an .