Ohne JavaScript funktioniert das nicht, bitte Scripte zulassen Michael Koehn - Sahara

Tour durch die Sahara

Drei junge, naive "Männer" durchquerten die Wüste

Vorbemerkungen
Diese Tour haben wir mit Anfang 20 im Jahre 1980 gemacht. Daher erscheint die hier benutzte Sprache viel­;leicht alter­tümlich und nicht mit heutigen "Regeln" verein­bar. Aus Gründen der Authenshy­tizität habe ich auf eine Moder­nisierung ver­zichtet. Auch die Bilder -soweit sie nicht dem Sand oder den Behörden zum Opfer ge­fallen sind- ent­sprechen in keiner Weise den heutigen Anfor­derungen, ich hoffe dennoch, dass sie einen Ein­druck von den Situ­ationen ver­mitteln können. Viel Spaß beim Lesen

Angefangen hatte es eigentlich als wirkliche "Schnaps­idee":
Eines Tages trafen wir -das sind Peter; Bernd und ich- uns in schon recht ange­heitertem Zustand in der berühmt-berüchtigten Hamburger Diskothek "Grünspan". Peter hatte irgendwo von Sahara-Durch­querungen per Lkw gelesen und, dass man mit dem Verkauf von Lkws dort sehr viel Geld verdienen kann. Im weiteren Verlauf des Abends (oder war’s schon morgens) fiel die Ent­scheidung: "Das machen wir auch!".

Da nur ich bereits den Lkw-Führer­schein besaß, musste Peter noch schnell mal zur Fahr­schule. Blind wie ein Maul­wurf, schaffte er schon den Seh­test nicht. Also ver­glichen wir -Peter und ich- unsere Fotos in den Personal­ausweisen, fanden auch andere Leute, die bestätigten, dass man auf den schon recht alten Fotos nicht mehr sagen könne, wem welcher Ausweis gehört und so machte ich -mit seiner Brille auf der Nase- den Sehtest für ihn, ohne irgendein Probleme .

Während Peter sich noch mit Theorie und Praxis des Führer­scheins abmühte, hatten wir noch ein nicht uner­hebliches Problem zu lösen: "Wer soll das alles eigent­lich bezahlen??"

Wir fanden Kontakt zu einer Firma, die haupt­sächlich mit Süd­amerika Geschäfte machte, z.Zt. aber zwei Lkws unver­käuflich auf dem Hof stehen hatte. Wir schwärmten der Inhaberin vor, wie phantastisch doch diese Chance für sie wäre und - sie willigt ein !

Wir stellten einen Katalog mit Dingen zusammen, die noch benötigt wurden, was repariert und erneuert werden musste, was montiert oder als Zusatz­aus­rüstung beschafft werden musste.

Leider merkten wir erst, als wir los­fahren wollten (besser gesagt, dringendst los­fahren mussten, um die gebuchte Fähre in Genua noch zu bekommen), dass die meisten dieser Forde­rungen nicht, falsch, unge­nügend oder schlampig erfüllt worden waren. So entstand der Grund­stock für die sich im Laufe der Reise kontinuierlich verlängernde Mängel-Liste (pdf).

Während wir uns also der Illusion hingaben, die Eigen­tümerin und einzige Mitar­beiterin der besagten Firma arbeite gewissen­haft unsere Listen ab, besorgten wir uns die notwen­digen Impfungen, bean­tragten und erhielten das Visum für Algerien, versuchten, uns noch ein paar Kennt­nisse anzulesen und kauften eine Karte (die einzige seinerzeit erhält­liche) von Nord-Afrika.

Peter widmete sich vorzug­sweise der Reise­apotheke. Selbst­verständ­lich wurden auch die persön­lichen Papiere weiter vervoll­ständigt und ein Inter­nationaler Führer­schein besorgt.

Bild von zwei alten Lkws sowie Michael (links) und Peter Am 9.4.1980 fuhren wir dann zu Dritt nach Heide, Holstein um nach dem ersten und zweiten Erschrecken die Lkws und zahlreiche weitere Unter­lagen zu über­nehmen und nach Hamburg zu Peter zu fahren. Das unsyn­chronisierte Getriebe machte mir anfangs (Peter die gesamte Fahrt) etwas Mühe, aber wir kamen heil am "ersten Etappen­ziel" an.

Donnerstag, 10.4.80

5-10°C, Regen und Schnee, 836 km

Um ca. 02:15 Uhr fuhren Peter und ich mit den Lkws los. Bernd wollte mit dem VW-Käfer, den wir auch in Afrika verkaufen sollten, später nachkommen. So hatte er noch Zeit, letzte Besorgungen zu erledigen und uns langsame Lkw-Kutscher (Spitze ca. 70 km/h) dann am Grenz­übergang nach Öster­reich zu treffen.

Peter und ich fuhren also um ¼ nach 2 in Hamburg los, um nicht zuviel Zeit im Berufs­verkehr zu verlieren, da wir pünktlich um 12 Uhr am Samstag in Genua auf die Fähre rollen mussten.

Um 6 Uhr machten wir eine Stunde Pause in Seesen. Diese Pause brauchte ich dringend, da in meinem Lkw die Heizung nicht funkti­onierte. Um nicht völlig vor Kälte zu erstarren, hatte ich meine Beine schon in eine alte Wolldecke (aus dem 2. Weltkrieg) gewickelt -was das Fahren etwas erschwerte- und meine Hände hatten sich in den Ärmeln der Strick­jacke verkrochen (ich hatte es bei einer Fahrt in die Sahara eigentlich nicht für nötig gehalten, Hand­schuhe mitzu­nehmen).

Um 7:00 fuhren wir im Schnee­regen weiter. Die Kälte, die Stö­rungen im Radio (nicht funkent­stört) und das Schalten mit dem noch unge­wohnten, nicht synchro­nisierten Getriebe sind Ärgernis, aber auch einzige Abwechs­lung. Nach dem zweiten Früh­stück, nach Waschen (wir uns) und Tanken (die Lkws), ging dann gegen halb zwölf "on the road again" bis zur Rast­stätte Illertal, wo wir gegen 10:00 Uhr eintrafen.

Glück­licher­weise sind wir auf der ganzen Tour nicht von der Polizei oder der BAG ange­halten worden, da wir weder den Fahrten­schreiber ange­schaltet, noch die gesetz­lichen Ruhe­zeiten einge­halten haben. An diesem ersten Tag sind wir in ca. 17 Stunden ganze 835 Kilometer gefahren. Erlaubt wären 450 km in 8, maximal 9 Stunden.

Nachdem wir zwei Stunden geschlafen hatten und Bernd immer noch nicht da war, rief Peter in Norder­stedt an und erfuhr, dass sich Bernd aus einem Ort, ca. 300 km von hier, gemeldet hatte. Wir warteten noch bis halb eins und versuchten dann trotz der Kälte im Führer­haus ein wenig zu schlafen.

Freitag, 11.4.80

ca. 10°C, heiter, 410 km

Um 3:45 kam Bernd dann endlich an, er hatte sich zwischen­durch auch ein Schläf­chen gegönnt. So konnten wir uns zusammen auf den Weg machen und kamen um 7:00 Uhr an der öster­reichischen Grenze in Kiefers­felden an, wo wir früh­stückten und uns wuschen. Bernd fuhr bald schon weiter, um noch einige Besorgungen zu machen und uns dann am Brenner wieder zutreffen.

Leider klappte es mit der Zoll­abfertigung nicht so, wie wir uns das vorge­stellt haben: So gegen halb zehn hatten wir endlich -mit viel Rennerei- unsere AE abgefertigt, als uns ein Zöllner ein­dringlich warnte, ohne T2 nach Italien einzu­reisen. Wie sich später heraus­stellte, war diese die T2 völlig unnötig.

Wir fuhren also zurück, um bei einem an der Grenze arbei­tenden Spediteur die T2 aufmachen zu lassen. Denks’te: Für ein solches Formular muss eine Sicher­heit (Kaution) geleistet werden. Eine Bar-Bürg­schaft wollten wir nicht hinter­legen, da diese auch dort wieder abge­löst werden muss, wir jedoch nicht wieder nach Kiefers­felden, sondern weiter nach Italien fahren wollten. Also brauchten wir über DM 6.000,00 eine fern­schrift­liche Bank­garantie.

Wir tele­fonierten mit der Firma in Heide, diese mit der Bank. Wir warteten, tele­fonierten wieder, warteten, warteten, warteten und warteten. Endlich kam das langer­sehnte Telex. Jetzt mussten wir uns nur noch eine Beschei­nigung besorgen, dass der Diesel in unseren Tanks verzollt ist. Die von vorher ausge­füllte und abge­stempelte "Waren­erklärung für Diesel­treib­stoffe" sollte zuerst nicht anerkannt werden. Mit Hilfe des Spediteurs gelang es uns dann doch, eine erneute Ver­zollung unseres Treib­stoffes zu vermeiden.

Um 16:00 Uhr konnten wir weiter­fahren. Von den land­schaft­lichen Schön­heiten bemerkten wir nicht viel, das Wetter war zu diesig und wir hatten auch keine Zeit mehr, irgendwo eine Rast einzulegen.

Am Brenner stand Bernd und fluchte! Er stand sich schon seit neun Stunden die Beine in den Bauch, so lange hatte unser Zoll-Trouble alles in allem gedauert. An der Maut-Stelle bringt Peter dann den gesamten Betrieb durcheinander, weil er für uns alle, zu Fuß, die "Auto­bahn-Eintritts­karten" holen wollte. Die Anlage funktioniert aber nur, wenn tat­sächlich ein Fahr­zeug vorfährt und Peter schafft es, alle drei vor­handenen Auto­maten außer Betrieb zu setzen, weil Induktions­schleifen bedauer­licherweise nicht auf Menschen reagieren. Ein Ange­stellter behebt den Schaden wieder, nicht ohne Peter vorher einen gehörigen Rüffel verpasst zu haben.

Schon haben wir das nächste Problem: Ich habe keinen Diesel mehr im Tank. Mit Hilfe eines -mit 5 Metern entschieden zu langen- Schlauches füllen wir etwa 10 Liter aus Peters Tank in einen alten Öl­kanister und von dort mittels einem Stück Pappe (als Rinne) in meinen Tank. Dann geht’s weiter.

In Italien tanken wir, essen und besprechen die weitere Strecke. Von ca. 21:30 bis 2:00 nachts fahren wir noch ein paar Kilo­meter, bevor wir uns für ca. 1½ Stunden auf einem Park­platz zum Schlafen legen. Beim Ein­schlafen dachte ich belustigt daran, dass Peter Glas­perlen, Spiegel und ähnliches Zeug mitgenommen hat, um es in Afrika einzu­tauschen, vielleicht hofft er sogar auf ein "Abenteuer" mit einer schwarzen Schön­heit.

Samstag, 12.4.80

15°C, sonnig, 239 km

Um ca. halb drei ging es weiter. Wir hatten zwar noch eine gehörige Strecke vor uns, aber bis Genua kamen wir gut durch. Dort führte die Auto­bahn, beide Spuren unab­hängig, manchmal kilo­meter­weit vonein­ander entfernt (sowohl vertikal, als auch hori­zontal) direkt durch die Stadt. Die Trasse wurde nicht eben­erdig, sondern ca. 100 Meter über den Häusern, über Brücken und Über­führungen, kurven­reich, einmal an Fels­vorsprüngen vorbei, dann wieder über Schluchten und Ein­schnitte hinweg geführt.

Leider verpassten wir die richtige Ausfahrt und müßten direkt in der Stadt ein paar "U-Turns" drehen, rück­sichts­los gegen kleinere Fahrzeuge, da man sonst kaum vorankam.

Plötzlich blieb Peter stehen -mitten auf einer Kreuzung! Kein Sprit mehr! Nach seiner Beteuerung, der Tank sei noch halb­voll und nach seinem ent­täuschten Blick in denselben, hängen wir die Lkws mittels einer Abschlepp­stange hinter­einander und ab geht die Post. Zwischen­zeitlich drängt die Zeit, wir müssen zum Fähr­anleger.

Wir fragten mehr­mals nach dem Weg und fanden uns plötzlich vor einem von wild gesti­kulierenden Kara­bineri abge­riegelten Park­platz. Man gab einen Empfang, mit mili­tärischer Parade und allem Brim­borium. Rade­brechend machten wir dem Beamten klar, dass er uns nur dann los­werde, wenn er uns genau auf diesem Platz wenden lasse. Das sah er ein, wir fuhren eine Schleife, fanden dann gleich eine Tank­stelle und Peter konnte mit eigenem Motor die Fahrt fortsetzen.

Nach Plan mussten wir über eine Brücke, die allerdings laut dem davor stehenden Schild nur für max. 2 Tonnen zugelassen war. Ein italienischer Trucker hinter uns winkt uns jedoch aufmunternd zu und so fahren wir -unsere beiden 7,5-Tonner und der Italiener mit seinem Lkw- über dieses Bauwerk und kommen endlich in den Hafen, wo es von Schiffen, Lkws, Pkws, Zöllnern und anderem Volk nur so wimmelt.

Nach wieder­holten Renne­reien -Konnosse­mente mussten beantragt, andere Papiere besorgt und 60.000 Lira gezahlt werden- sind wir kurz nach 9:00 mit dem Papier­kram soweit fertig. Lediglich die Konnosse­mente mussten wir noch abholen, nachdem die Lkws auf dem Schiff sind. Das sollte aller­dings erst in etwa fünf Stunden -gegen 14:00 Uhr- der Fall sein.

Nach der anstren­genden, unge­wohnten Fahrt von Hamburg bis Genua waren wir froh, uns mal ganz ohne Zeit­druck in einen Lkw setzen zu können und ein paar von den mitge­brachten Bieren zu trinken.

Bild: Impression aus Genua Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen haben, merken wir die Biere sehr bald und beschließen, uns die Beine in der Stadt zu vertreten, Post­karten und Zigaretten zu kaufen. Die Stadt ist ebenso chaotisch, wie der Hafen: Wäsche­leinen hängen über die Straßen, Autos parken kreuz und quer, einige Häuser sind förm­lich an den Felsen "geklatscht".

Bild im Hafen von Genua Gegen Mittag sind wir wieder zurück zum Hafen gegangen und durften dann auch langsam näher an das Schiff heran­fahren. In Diesel­qualm und direkter Sonnen­ein­strahlung warten wir, ziehen einen Meter vor, warten wieder, fahren ein Stück­chen und warten erneut.

Bild: "Mein" Lkw fährt an Bord Dann fuhr Peter endlich an Bord. Ich wurde nicht durch­gelassen, weil mein Pass noch im Reederei-Büro liegt. Ich stieg also aus, rannte zum Reederei­kontor, legte meine Bord-Karte vor, bekam Peters und meinen Pass, rannte zum Zoll, bekam dort die erforder­lichen Stempel (obwohl der Zöllner Peter nie gesehen hatte) und konnte dann zusehen, wie ein Ange­stellter meinen Lkw an Bord brachte.

Nachdem wir dann auch noch die T2 erledigt hatten, sind wir -erschöpft, wie wir waren, gleich in unsere 1. Klasse-Kabinen gegangen, haben aus­giebig geduscht und uns umge­zogen. Danach blieb uns Zeit für einen letzten Blick von der Fähre auf den Hafen von Genua.

Die Überfahrt war ruhig und vor allem billig, weil die Ver­pflegung im Preis inkludiert war. Es gab sowohl abends, als auch am nächsten Morgen ein Menü mit je fünf oder sechs Gängen. Wir unter­hielten uns noch mit einigen Lkw-Fahrern, die diese Über­fahrt häufiger machten und alle in die Gegend von Sfax an der Ost­küste von Tunesien wollten.

Sonntag, 13.4.80

15°C, sonnig, 230 km

Nach einer erhol­samen Nacht und einem geruh­samen Vor­mittag an Bord kommen wir gegen 11:00 Uhr in La Goletta, Tunis an. Schon im Hafen tauchten die ersten Schwierig­keiten auf: Der Zoll war an Sonn­tagen nur für Pkw geöffnet und man sagte uns, wir hätten hier bis Montag zu warten. Da wir weder Lust hatten, die Lkws einfach stehen zu lassen, noch einen ganzen Tag in der ziemlich tristen Hafen­stadt zu ver­trödeln, versuchten wir, doch noch irgendwie hinaus­zukommen.

Bild: Pass mit Visum für Tunesien Ein netter Zoll­beamter hatte dann ein Einsehen und stellte uns einen provi­sorischen "Transit-Tages-Schein" aus, der aller­dings nur für diesen einen Tag - also bis Mitter­nacht- galt. Das bedeutete für uns, die gut 550 km bis zur tunesisch-algerischen Grenze in knapp sechs Stunden schaffen zu müssen. Und das bei -wie erwähnt- 70 km/h Höchst­geschwindig­keit.

Bild: WechselgeldAls erstes mussten wir jedoch tanken. Für die DM 200, die Bernd bereits getauscht hatte, mussten wir 600 Liter Diesel -für die Lkws und das Reserve-Fass- und Benzin für den VW bekommen.

Im Laufe der Nacht machten wir zweimal Pause, das erste Mal essen wir zu Abend (Dosen­fisch aus unserem reich­lichen Konserven-Vorrat) und schlafen anderthalb Stunden. Da uns nach einigen Stunden wieder fast die Augen zufallen, nutzen wir auch die zweite Pause für ein Schläf­chen (3 Stunden).

Plötzlich hielt Peter an und winkte uns zu seinem Truck. Unsere Befürch­tungen erweisen sich als unbe­gründet, er wollte uns nur hören lassen, dass er in seinem Auto­radio das ARD-Nacht­programm von NDR/WDR 2 empfing.

Montag, 14.4.80

20°C, sonnig, 424 km

Bei einer Gabelung werden wir von der Polizei ange­halten. Verun­sichert stoppen wir. Doch sie suchen nur eine Mit­fahr­gelegen­heit für einen ihrer Kollegen. Bernd willigt ein, nimmt den Beamten mit und hat etwas Gesell­schaft. Aller­dings sehr wort­karge Gesell­schaft, wie er uns später berichtet.

Die Grenze zwischen Tunesien und Algerien erreichen wir gegen 10:00 Uhr, also zehn Stunden zu spät. Wir berichten dem Zöllner von einer Panne und werden ohne Probleme abge­fertigt, erhalten die Stempel in die Pässe und sehen noch bei der Abfer­tigung eines Algeriers und seiner fünf Frauen zu: Er legt alle Pässe vor, die Frauen, alle mit Shador tief­verschleiert, werden weder beachtet, geschweige denn kontrol­liert.

Bild: An der Grenze Nachdem uns das Tor auf der tunesischen Seite der Grenze geöffnet wurde, fuhren wir knapp 3 km durch das "Niemands­land" zwischen Tunesien und Algerien. Hier sah es aus, wie eine sehr lange, aber schmale Müll­kippe, überall an der Straße lagen alte, aus­geschlach­tete Auto­wracks und anderer Gerümpel.

Bild: Warten auf Abfertigung Auf der Seite von Algerien füllen wir beim Grenz­posten die üblichen Formu­lare aus und warten dann geraume Zeit auf die weiter­gehende Abfer­tigung.

Bild: VersicherungWir mussten sämt­liche Devisen angeben, über die wir ver­fügen und ver­pflichten, bei jedem Umtausch eine offizielle Unter­schrift einzuholen. Falls wir diese Unter­schriften bei der Aus­reise nicht vorweisen können: Oh weh. Zudem wird uns noch eine Ver­sicherung -wofür oder wogegen auch immer- "aufge­zwungen", die sieben Tage gültig ist und 55 Dinar kostet. Gegen Mittag sind wir glück­lich mit allen Formali­täten fertig und dürfen weiter­reisen.

Bild: Tanken Über El Qued, wo wir tankten und auch "Trink­wasser" bekamen, fuhren wir weiter bis Touggourt. Dort suchten Peter und Bernd das örtliche Luxus-Hotel auf, wurden aber mit der Begründung abge­wiesen, es sei kein Zimmer mehr frei. Es ist nicht völlig auszu­schließen, dass unser mittler­weile nicht mehr ganz poren­tief reines Äußeres einen gewissen Einfluss auf diese Antwort hatte.

Die beiden versuchten ihr Glück noch bei zwei weiteren "Hotels", die uns jedoch nicht zusagten: Ein großer, fenster­loser Raum mit Lehm­boden, in welchem alle Hotel­gäste gemeinsam auf den Boden schlafen durften. Und dafür noch bezahlen: Nein Danke!

Während­dessen war ich bei den Fahr­zeugen geblieben und hatte versucht etwas zu lesen, wenn mir nicht gerade ein Sala­mander (oder ähnliches Getier), Hasch oder Dinge, die ich nicht verstand, zum Kauf angeboten wurden.

Bild: Das letzte Bier (Peter links + Michael) Da wir bei unserer Hotel­suche nicht erfolg­reich waren, kauften wir noch eine Flasche Brause und ein Baguette und fuhren aus der Stadt in die steppen­artige Wüste, essen auf der Lade­fläche von Peters Lkw und trinken in aller Ruhe unsere letzten drei Dosen Bier. Dann begeben wir uns zur Ruhe.

Bild: Telegrafenstange tief im Sand Bild: Lkw fährt über Sand auf der Straße Was dieses Land, bzw. die Land­schaft so interessant macht, sind die abwechs­lungs­reichen Bilder der Umgebung: An einer Stelle ist die Straße (und die Tele­grafen­masten) meter­hoch vom Sand zugeweht und an der nächsten "Ecke" sieht man einen Teich mit dichtem Schilf­bewuchs und Palmen. An anderen Stellen gibt es tiefe Sand­trichter, die immer wieder leer­geschaufelt werden müssen, damit die darin wachsenden Palmen über­haupt an Wasser heran­kommen und die Menschen somit etwas zu Essen haben.

Bild: Lkw fährt über Sand auf der Straße Ebenfalls interessant sind die verstreuten Hütten, kilo­meterweit vom nächsten Nach­barn entfernt. Auch das Neben­einander modernster Technik (Antennen­anlagen) und primitiver Lehm­hütten kann Interesse wecken und gleich­zeitig erschrecken. Auf­regend dagegen das paradoxe Mit­einander von einer­seits tief­verschleierten und anderer­seits hoch-modisch, euro­päisch gekleideter Frauen, von denen einige wirklich absolut top aussehen.

Bild: Sandige Luft Was hier jedoch schon fast zur Phobie werden kann, ist der puder­feine Sand -besser Staub- der überall ein­dringt. Manchmal kann man keine 50 Meter weit sehen, so staubig ist die Luft, besonders bei dem recht kräf­tigen Wind (ca. 5-6 Bft)

Vor dem Schlafen­gehen habe ich daher versucht, mein defektes Ausstell­fenster zu verkleben, diesmal nicht wegen der Kälte, wie in "Old Germany", sondern gegen den Sand, der aller­dings trotz­dem durch jede noch so kleine Ritze ein­dringt (sogar bis in die Zahn­pasta-Tuben!)

Dienstag, 15.4.80

15°C, regnerisch, 555 km

Als ich aufwachte, regnete es. Um 8:00 Uhr fuhren wir weiter. Das Wetter besserte sich im Laufe des Tages. Ab und zu stehen mitten in der Wüste am Straßen­rand Verkäufer, die junge Hunde, Steine und ähnliches Zeug an den Mann zu bringen versuchen. Manch­mal lag ein toter Esel oder ein ver­endetes Kamel am Straßen­rand und verweste vor sich hin. An anderen Stellen sah man von Geiern oder anderen Aas­fressern abge­nagte und von Wind, Sand und Sonne gebleichte Schädel herumliegen (wie im Film).

Ungefähr 20 km vor Ouargla sahen wir vielleicht ein Dutzend Männer mitten in der Wüste stehen und Sand sieben. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung, wozu das gut sein sollte.

Wir erreichen Ouargla und wollen tanken. Im ganzen Ort gibt es leider keinen Tropfen Diesel. Nachdem ich mich kurz mit einem Münchner unterhalten hatte, der mit einem alten Bunde­swehr-Lkw (mit Plane) unterwegs ist, den er gold-Oliv-grün gestrichen hat, fahren wir weiter.

In Ghardaia aßen wir in einem Restau­rant einiger­maßen gut für umge­rechnet DM 60. Anschließend ver­brachten wir eine ganze Stunde mit Tanken. Wir brauchten für alle Tanks und die Reserve­fässer immerhin insgesamt ca. 750 Liter, den Liter Diesel zu umgerechnet DM 0,40, Normalbenzin zu DM 0,70.

Peter will danach unbe­dingt in ein Hotel, um zu Duschen und die Nacht dort zu ver­bringen. Meines Erachtens hatten wir gar nicht so viel Zeit, alle zwei Tage stunden­lang nach einem Hotel zu suchen, welches auch Peters geho­benen Ansprüchen ent­sprach, nur um seinem Rein­lich­keits­fimmel zu huldigen. Wir machen immerhin keine Ferien­reise, sondern stehen auch unter Zeit­druck, da wir das uns für diese Reise anvertraute Geld nicht nur für unsere eigene Bequem­lichkeit und unsere eigenen Ver­gnügungen aus­geben sollten. Und jeder Tag kostete nun mal Geld.

Bild: Blick auf Ghardaia Als wir gegen 19:00 Uhr endlich weiter­fuhren, schien die Sonne wieder. Dadurch verloren wir wieder Zeit, da Peter alle paar Meter anhielt, um Fotos zu machen, z.B. von dem schroff abfal­lenden Felsen auf die im Tal liegende Stadt Ghardaia, zuge­gebener­maßen ein reiz­vollen Motiv ist.

Wir fuhren noch weiter und stellten unsere "Wagen­burg" um ca. 21:30 Uhr auf. Peter wollte sich nun end­lich waschen, und zwar ganz, obwohl wir am nächsten Tag nach El Golea kommen wollten, wo sich ganz in der Nähe eine warme Quelle befinden sollte, die zu einem Bad einlud. Das hatte mir jeden­falls der Münchner mit seinem Bundes­wehr-Lkw erzählt.

Mittwoch, 16.4.80

35°C, sonnig, 465 km

Um 8:15 Uhr sind wir aufge­brochen, auch hier lagen Auto­wracks an der Straße, die aller­dings völlig ausge­schlachtet sind. Es war nicht mehr das kleinste Fitzel­chen Stoff oder auch nur eine Schraube vorhanden. Manchmal konnte man das, was da am Straßen­rand lag, gar nicht mehr als Auto erkennen, nicht mal mehr als Chassis oder Auto­gerippe. Oft waren es nur ein paar, wie zufällig zusammen­hängende Blech­teile, die wohl nur noch dort lagen, weil niemand ein Schweiß­gerät besaß, um sie in trans­portable Stücke zu zer­schneiden.

Bild: Basar in El Golea Um 09:30 Uhr erreichen wir El Golea, ein Ort, bei dem die Vegetation plötz­lich, wie mit dem Lineal gezogen, begann. Auf dem Bazar im Ort, auf dem es wirklich so zuging, wie man es sich immer vor­stellt, kauften Bernd und ich Brot, Tomaten und Orangen, kippten etwas Motoröl in die Maschinen der Lkws, Tankten für 40 Dinar und fuhren unge­fähr zehn Kilo­meter weiter, wo wir an einem See anhalten.

Dieser See war sehr denk­würdig: Am Rand eine ebenso schmale wie üppige Vege­tations­zone, dahinter nur Sand. Der See selbst war an seiner tiefsten Stelle vielleicht 20 cm tief, also fast nur eine größere Pfütze.

An diesem schönen Ort früh­stückten wir und wuschen uns, was nicht ganz ein­fach war, da das Wasser zwar klar, der Boden des Sees jedoch mit Schlick bedeckt war. Daher musst man aufpassen, keinen Schmutz aufzu­wirbeln. Peter hatte mal wieder Angst, sich irgend­welche Krank­heiten oder Würmer zu holen und sich deshalb nur mit Trink­wasser aus unseren Kanistern gewaschen.

Nach dieser aus­giebigen Pause ging es um 12:00 Uhr weiter, aber leider nur ungefähr zehn Kilometer. Da stellte ich nämlich fest, dass eine der Hinter­rad­bremsen an meinem Lkw heiss­gelaufen war und der Reifen anfing zu brennen. Nachdem ich dies bemerkt habe -als die Luft aus dem Reifen zischte- hielt ich an und löschte zuerst not­dürftig mit einem Pulver­löscher, dann mit Wasser (aus dem 200-L-Fass auf meiner Lade­fläche mit Hilfe eines Schlauches). Mit dem Wasser habe ich auch die Brems­backen gekühlt.

Bernd und Peter merkten nicht, was passiert war und kamen erst nach ca. 20 Minuten zurück. Wir bauten den defekten Reifen, um dann fest­zustellen, dass die Brems­trommel fest­saß. In der Zwischen­zeit hatte auch ein Ein­heimischer mit seinem Truck gehalten, um uns zu helfen. Dies scheiterte aber an den Sprach­schwierig­keiten.

Bild: Reifenwechsel Es stellte sich heraus, dass der Brems­zylinder "im Eimer" war. Da dieser Lkw getrennt gebremste Hinter­räder hatte -was vergleichs­weise selten bei Fahr­zeugen diesen Alters der Fall ist- beschloss ich, mit einem ein­seitig bremsenden Lkw weiter­zufahren. Das Risiko schätzen wir gering ein, da einer­seits keine nennens­werte Ladung transpor­tiert wurde und anderer­seits die "Straßen" nicht so über­füllt waren, dass es groß auf den Brems­weg ankam. Nachdem wir einen Ersatz­reifen und den noch intakten wieder zu einem Zwilling­sreifen montiert hatten, ging es um ca. 14:45 Uhr weiter.

Bild: Piste mit Pfosten als Markierung Plötzlich wurde die Straße so schmal, dass man bei Gegen­verkehr auf den Seiten­streifen aus­weichen musste. Die Wüste war hier nicht mehr gelb, sandfarben, sondern grau: Grauer Schotter lag überall, gleich­mäßig verteilt. Ohne Unter­brechungen grauer Schotter, nur in Kurven konnte sich das Auge an den weißen Begrenzungs­pfählen erholen. Einen anderen Sinn konnten diese Pfähle nicht gehabt haben, denn es wäre eigentlich völlig egal, ob man auf oder neben der Straße fährt.

Um die Lang­weile dieses Strecken­abschnittes zu kompen­sieren, habe ich beim Fahren ein paar Kapitel meines Buches gelesen und trotzdem fast alle Schlag­löcher recht­zeitig erkannt und umfahren. Schlag­löcher waren auch das einzige, worauf man achten musste: Gegen­verkehr -wenn er denn mal vorkam- sah man bereits kilometer­weit vorher und konnte sich dann ganz in Ruhe darauf ein­stellen.

Plötzlich: Ein Schild "Gefälle" und die Straße windet sich sanft von der grauen Hoch­ebene in eine weite, sand­farbene, bräunlich-gelbe Ebene hinein. Hier gab es auch wieder die Sand­dünen (Sable). In einer davon blieb Bernd mit seinem Käfer stecken, weil er ein Umleitungs­schild über­sehen -oder nicht ernst genommen- hatte.

Mit etwas Mühe haben wir den VW rausge­schoben und sind weiter­gefahren bis Ain Salah. Dort haben wir getankt, vergeblich ein Restaurant gesucht und hungrig weiter­gefahren.

Bild: Die Sonne geht hinter den Dünen unter Unser Nacht­lager schlugen wir ca. 20 km hinter Ain Salah auf, machten eine Dose Ein­topf heiß, aßen diese mit Brot und gönnten uns zum Nach­tisch noch einige Pfirsiche aus der Büchse. Dazu gab’s Peters Vitamin­brause. Die gesamte Mahl­zeit knirschte beim Kauen, da selbst­verständ­lich der Sand nicht vor unseren Töpfen und Dosen halt­machte. Um 22:00 Uhr legten wir uns hin und schliefen bald ein.

Donnerstag, 17.4.80

40°C, sonnig, 506 km

Bild: Vorbereitung auf den Tag Um 6:30 Uhr weckte Bernd uns auf. Er hatte in seinem VW einen Wasser­kanister als Kissen zweck­ent­fremdet und dieser war aus­gelaufen (Über­schwemmung in der Wüste). Bernd musste den Wagen förmlich aus­schöpfen. Während seine Sachen trock­neten, machten wir unsere Morgen­toilette und früh­stückten.

Um 8:30 Uhr ging es dann weiter. Hinter dem Orts­schild Arak gab es ein "Café": Eine Well­blech-/Lehm­hütte übelster Art mit einem uralten Tisch davor. Genau gegenüber ein zweites "Café" gleicher Bauart, ansonsten ist von dem Ort Arak nichts zu sehen.

Bild: Alter Lkw vor beeindruckendem Panorama Wir fahren weiter durch ein ausge­trocknetes Fluss­bett (Wadi). Als es hier noch Wasser gab, hat der Fluss sich ca. 100 Meter tief in den Felsen gefressen und eine Schlucht hinter­lassen. Die Temperatur­unter­schiede und der Wind haben zusammen mit Sand das übrige getan, bizarre, oft an Figuren erinnernde Fels­blöcke und -Formationen zu hinter­lassen.

Dann, endlich nach ca. 15 km erreichten wir den eigent­lichen "Ort": Eine Tank­stelle und ein weiteres "Gebäude". Da wir die Besichtigung der Sehens­würdigkeiten schnell abschlossen, hatten wir noch genug Zeit zum Tanken. Um 13:15 Uhr fuhren wir weiter, jetzt auf einer zwei­spurig ausge­bauten Straße mit Mittel­streifen. Nach weiteren drei "Cafés" schien der Ort zu Ende zu sein und wir fuhren weiter durch die Schlucht, bis sich der Fels all­mählich nach beiden Seiten verlor und wir wieder die Ebene vor uns hatten. Immer wieder kreuzte das ausge­trocknete Fluss­bett die Fahr­bahn, ganz modern mit Röhren unter der Trasse hindurch­geleitet. Es scheint hier zu manchen Jahres­zeiten wohl doch soviel zu regnen, dass diese Investition not­wendig war.

Ein paar Kilo­meter weiter wurden wir von einen Soldaten (Offizier?) angehalten und auf Deutsch gefragt, ob wir zufällig einen Bus -gleiche Ausführung wie der, welcher hinter ihm stand- gesehen hätten. Wir konnten ihm zwar leider nicht helfen, waren jedoch überrascht, einen algerischen Soldaten so gut deutsch sprechen zu hören.

Einige hundert Schlag­löcher weiter (Die Straße war teil­weise phantastisch, teilweise beschissen, obwohl schein­bar zur gleichen Zeit mit dem gleichen Material gebaut), kippte das Benzin­fass auf der Lade­fläche um und ich hielt an, um es wieder aufzu­stellen. Dabei stellte ich fest, dass es leckte. Also haben wir das restliche Benzin in ein leeres Fass umge­füllt und das alte Fass -nach Landes­sitte- in die Wüste geworfen.

In Straßen­nähe lagen immer unzähl­bar viele, leere Kanister, alte Reifen -einige wie in Opas Schreber­garten inein­ander­gesteckt- und natürlich die schon fast obliga­torischen Auto­wracks.

Wir fahren weiter und kamen nach In Ecker einer Geister­stadt. In Ecker war ehemals eine französische Atom­versuchs­anstalt. Man konnte noch die Hoch­spannungs­masten -teil­weise noch mit Leitungen- bewundern sowie verfallene Gebäude und überall tonnen­weise Stachel­draht. In einem alten Fort saß jetzt die Polizei. Gegen­über, an der Tank­stelle, musst erst ein Aggregat für die Benzin­pumpe ange­worfen werden, ehe wir tanken konnten. Auch unsere Lösch- und Kühl­wasser­vorräte sowie die Trink­wasser­behälter füllten wir auf. Um 17:45 ging es dann weiter.

10 km hinter einem recht hübschen Ort namens In Amguel stoppten wir um 18:30 für diesen Tag und bereiten unsere Fahr­zeuge auf die Well­blech­piste vor, die auf den nächsten Kilo­metern beginnen sollte: Peter kontrolliert den Festsitz aller Rad­muttern, aller­dings nur mit der Hand ohne Schrauben­schlüssel, weil er meinte, wenn eine Schraube wirklich locker sei, würde er das schon merken. Erst nachdem wir ihn auf die Unsinnig­keit seines Handelns nach­drückliche hinge­wiesen haben, benutzt er einen Rad­muttern­schlüssel.

Ich dichtete zwei lecke Stellen der Brems­luft­leitungen meines Lkws ab und stellte außer­dem fest, dass der Tank ein Loch hatte, das sich nur schließen ließ, wenn der Tank ausgebaut würde. Leider ver­fügten wir nicht über eine Pumpe, um den Sprit abzusaugen. Da es sich nur um ein sehr kleines Loch handelte, aus dem nicht viel Diesel verloren ging, verzich­teten wir auf weitere Aktionen dies­bezüglich.

Nachdem wir auch bei den Lkws Öl, Wasser etc., kontrolliert und nach­gefüllt hatten, gab es Abend­brot. Peter hatte unser Koch­geschirr bei der letzten Über­nachtung (bei Ain Salah) liegen­gelassen, so dass wir unsere Ravioli nun direkt in den Dosen warm­machen mussten. Eine Dose wollten wir anschließend als Not­koch­topf aufheben. Nach einigen Bechern Kaffee und ein paar Runden Knobeln (Ja, wir hatten sogar Knobel­becher mit!) begaben wir uns zur Ruhe.

Freitag, 18.4.80

50°C, sonnig, 221 km

Bild: Ortsschild und "Denkmal" Um 7:00 Uhr, nach dem Früh­stück, gings weiter. Oft sah man Leguane oder Ratten (und so ähnliche Tiere) auf der Straße. Zwischen­zeitlich konnte man das aller­dings kaum noch als Straße bezeichnen. Daher fuhren wir oft neben der eigent­lichen Straße auf Pisten, die parallel laufen. Hier musste man nicht so stark auf Schlag­löcher achten, die -recht scharf­kantig- alle paar Meter auf­tauchten, obwohl die Straße auf den ersten Blick recht gut aussah. Einmal hatte ich nicht richtig aufgepasst und war in so ein Loch gefahren: Dadurch ging die Lade­klappe auf und der Gang sprang heraus.Um 10:00 tankten wir und fuhren dann nach Tamanrasset ein. Die Lkws stellten wir hinter der Stadt ab und Bernd und Peter fuhren mit dem VW zum Ein­kaufen.

Tamanrasset war unerwartet gut ausge­stattet: Kino, Theater, ein Stadion und richtige Läden gab es dort. Sie kauften neben Kuchen und ganz frischem Brot -direkt aus der Back­stube geholt- noch 20 Post­karten und Brief­marken.

Während ich auf die beiden wartete, reparierte ich endgültig die Lecks in den Ver­bindungen meiner Brems­lust-Leitungen. Um die Gewinde abzu­dichten nahm ich kleine Stücke einer Plastik­tüte anstelle von Hanf oder Dicht­band. Anschließend nahmen wir gemeinsam einen Drink in einer riesigen, trotz der frühen Stunde bereits gut besuchten Kneipe in der Stadt. Auch unsere Post­karten schrieben wir hier, um der lieben Verwandt­schaft zu Hause mitzu­teilen, dass wir noch am Leben seien und uns guter Gesund­heit erfreuten.

Bild: Eine Herde Ziegen sucht Schatten unter dem Lkw Bevor wir um ca. 13:15 Uhr end­gültig weiter­fahren konnten, musste Peter noch eine Herde Ziegen unter seinem Wagen weg­scheuchen, die sich dort vor der glei­ßenden Sonne ver­krochen hatten. Dies war aller­dings keine ein­faches Unter­fangen: Immer wenn er sie auf der einen Seite vertrieben hatte, sind sie von der anderen Seite wieder unter den Lkw gehuscht. Noch nicht einmal das Anlassen des doch recht lauten Diesel-Motors beeindruckte die Tiere, so dass Peter schließ­lich langsam, vor­sichtig anfuhr und die Ziegen sich somit im Freien wieder­fanden.

Ab Tamanrasset gab es keine Straße mehr, nur noch Well­blech-Piste, so genannt, weil sie durch das Gewicht und die Vibration der darüber rollenden Fahr­zeuge eine well­blech­artige Struktur erhalten hatte. Das Fahren ist dadurch unan­genehm, laut und nerven­auf­reibend. Auch das Material wird durch die ständigen Vibrations­bewegungen stark bean­sprucht.

Nach ca. 30 km löst sich die Ver­bindung zwischen dem Hebel und dem Allrad­getriebe und ich kann nicht weiter­fahren, da die Motor­kraft nicht mehr auf die Räder über­tragen wird. Schon nach einer knappen halben Stunde habe ich es geschafft, den Schaden zu beheben.

An einigen Stellen war die Piste hier 20 bis 30 Meter breit oder sie teilte sich in drei, vier oder noch mehr Einzel­arme, die nach einiger Strecke (fast) immer wieder zur Haupt­piste zurück­kehrten.

Nach ca. 50 Kilometern stoppten wir um 18:15 Uhr, aßen zu Abend (kalte Würst­chen, Brot, Kuchen und Kaffee) und fahren eine Stunde später weiter. Das Wasser­fass war zwischen­zeitlich auch leck­geschlagen und wir mussten es so hin­legen und ver­keilen, dass das Spund­loch nach unten auf den Boden der Lagefläche wies. Jedes Mal, wenn wir Kühler­wasser auf­füllen mussten, bedeutete das ordentlich Arbeit: Das schwere 200-Liter-Fass hoch­wuchten, um­drehen, Wasser zapfen und die gesamte Prozedur wieder zurück.

Uns fiel auf, dass es nachts wesent­lich mehr Verkehr zu geben schien. Tags­über begegnete uns nicht in einziges Fahrzeug, jetzt, in den Abend­stunden hatten wir inner­halb einer Stunde bereits drei gesehen.

Ich war damals der Meinung, es sei besser für den Lkw, schneller zu fahren, zog daher immer ein Stück voraus (mit ca. 50-70 km/h) und wartete dann nach einer Weile auf die anderen. Obwohl bei dieser Geschwindig­keit das Lenken nicht so einfach war (die Vorder­reifen berührten kaum den Boden), machte ich mir keine Sorgen, da es kaum etwas gab, wogegen man hätte stoßen können.

Plötzlich fanden wir uns mitten auf einer Straßen­bau­stelle wieder. Und das Öl­fass, welches wir wegen eines Lecks an der Unter­seite schon auf den Kopf gestellt hatten, hatte nun auch dort ein Loch und das Öl ergoß sich in breitem Strahl auf die Lade­fläche. Leider konnten wir das erst fest­stellen, nach­dem wir in der Dunkel­heit die gesamte Lade­fläche um­geräumt hatten.

Nachdem uns dann auch noch einige Arbeiter darauf hinge­wiesen hatten, dass wir auf dieser Bau­stelle über­haupt nicht fahren durften, wir aber im Dunklen die richtige Piste nicht finden, hielten wir nach einer Weile am Weges­rand und begaben und gegen 23:00 Uhr zur Ruhe.

Samstag, 19.4.80

50°C, sonnig, 181 km

Bild: Ein einsamer Orientierung-Pfahl mitten im Sand Um 6:00 Uhr klingelte Peters Reise­wecker und bereits eine Stunde später waren wir wieder unter­wegs. Als Erstes mussten wir die Piste wieder­finden. Ich fuhr ein paar­mal quer­feld­ein und fand so Fahr­spuren im Sand. Wir folgten dieser Spur, bis sie sich plötzlich gabelte. Nun fuhren wir getrennte Wege, Peter und Bernd ca. 300 Meter rechts von mir bis ich ein "Schild" fand, auf dem "IGZ 290" stand. Anhand der Karte inter­pretierten wir, dass der Grenzort nach Niger, In Guezzam, noch 290 km entfernt sein müsste.

Mehrmals blieb ich im feinen, tiefen Sand stecken, konnte -und musste- mich aber selbst wieder frei­fahren, da die anderen zwischen­zeitlich kilometer­weit ent­fernt, noch auf der Parallel­piste, fuhren. Durch die Fahrerei auf den Well­blech-Pisten in den ver­gangenen Tagen und das Frei­schaukeln aus dem Sand verliert ein Diesel­fass seinen Verschluss und ca. 50 Liter fließen in die Wüste.

Dann blieb ich end­gültig stecken, kam nicht mehr selbst frei, weil auch mein Anlasser nicht mehr richtig funk­tionierte. Da unser Werk­zeug auf Peters Lkw in einem großen Kasten ver­staut war, blieb mir nur Warten. Als die anderen dann endlich kamen, bear­beitete ich den An­lasser so lange mit einem großen Hammer, bis aller Sand, der sich zwischen die Kontakte gesetzt hatte, heraus­gerieselt war und die "Kiste" wieder ansprang. Inzwischen war es bereits halb zwölf und wir hatten gerade mal 70 Kilometer geschafft.

Kurs vor 13:00 Uhr machten wir halt, es ging ein­fach nicht mehr: Es war zu heiß! Wir spannten meine WK-II-Decke als Sonnen­schutz auf und lutschten Salz­tabletten. Bernd schien einen Hitz­schlag oder ähn­liches zu haben, kein Wunder bei der Fahrerei in dem kleinen VW. Es ging ihm ziemlich dreckig und wir ver­suchten, ihm so gut wie möglich zu helfen. Während wir so unter den Lkws liegen und warten, dass es Bernd besser geht, stellte ich plötz­lich mit großem Er­schrecken fest, dass das All­rad­getriebe meines Lkw nicht mehr von vier Halte­rungen, sondern nur noch von Zweien gehalten wurde. Eine Halte­rung ist aufgrund der Vibration gebrochen und könnte höch­stens mit einem Schweiß­gerät repariert werden. Bei der anderen Halterung fehlten "nur" zwei Schrauben, daher musste ich irgendwo mindestens eine passende Schraube abbauen, damit das Getriebe nicht ganz runterfiel und der Wagen damit nicht mehr fahr­tüchtig würde.

Aber erst mal warteten wir bis ca. 16:00, bis es etwas "kühler" wurde. Nach ca. einer Stunde hatte ich es dann geschafft, das Getriebe mittels zweier Wagen­heber und zahl­reicher Pall­hölzer in die richtige Lage zu drücken und eine Schraube (die ich von der Stoß­stange abmontiert hatte) einzu­drehen. Nun hing das Ganze also an einer Original-Halterung und zwei Schrauben. Zwei andere Schrauben, die ich für los­gerüttelt und verloren angesehen hatte, waren jedoch abge­brochen. so dass in diese Bohrungen auch keine "Ersatz­schrauben" einge­dreht werden konnten. Ich hoffte, dass meine Kon­struktion, bei regel­mäßiger Wartung und Kontrolle, die ver­bleibende Kleinig­keit von ca. 3.000 Kilo­metern über­stehen würde. Nun aber weiter! Es waren nur noch 170 km bis zum Grenz­ort und gleich jenseits der Grenze, in Arlit, also außer­halb des prohibi­tionistischen Algerien, gab es endlich -hoffen­tlich kühles- Bier.

Abends um halb sieben fuhr Bernd sich mit dem VW fürchter­lich fest, die Reifen waren bis zu den Rad­kappen versunken und der Wagenboden lag auf dem Sand auf. Kein Schieben half. Beim Ver­such, ihn mit meinem Lkw frei­zuschleppen, riss auch noch mein gutes Patent­seil, weil wir die Schlinge wegen eines abge­brochenen Schlepp­hakens um die scharf­kantige Stoß­stange des Käfer schlingen mussten. Wir versuchten einige Male, schwitzend und fluchend, den VW mit dem immer kürzer werdenden Seil freizu­bekommen. Auch das vor­herige Frei­schaufeln der Front­partie nützte nichts und so beschlossen wir, erstmal zu Abend zu essen und später weitere Versuche zu unternehmen. Beim Abend­essen huschte ab und zu eine Wüsten­maus über unsere Decke.

Zwischen­zeitlich kam noch ein Lkw der algerischen Armee vorbei und versuchte sein Glück. Da unser Seil inzwischen ziem­lich kurz geworden war und die algerische Armee auch keine ent­sprechende Aus­rüstung mit sich führte, gab der Soldat seine Ver­suche -mit einem Stück Stoff als Seil­ersatz- bald auf, bekam von uns noch ein paar Schlucke Wasser und fuhr weiter.

Nach dem Essen gruben wir unter dem Motor­block des VW ein Loch. Das war nicht ganz einfach, weil der feine Sand von den Seiten immer wieder nach­rieselte. In das Loch stell­ten wir den Wagen­heber und bockten den Wagen soweit auf, dass wir unser "Sand­blech" unter die Hinter­reifen schieben konnten. Dann fuhr Bernd den Käfer bis ans Ende des Bleches zurück und wir ebneten den Sand vorne etwas. Dann ging es mit Vollgas vorwärts, von Peters und meiner Muskel­kraft unter­stützt. Gute zehn Meter schaffte Bernd so, saß dann wieder ferst, jetzt aber nicht mehr so tief.

Wir wieder­holten also das Proze­dere mit dem Blech und der Käfer kam frei! Bis wir alles Werk­zeug wieder ver­staut hatten und Bernd noch aus den Kanistern getankt hatte, war es auch schon 22:00 Uhr. Von Feier­abend konnte aber noch keine Rede sein, denn jetzt hatte Peter seinen Lkw fest­gefahren. Er ver­suchte einige Male, ihn selbst freizu­bekommen, gab dann aber auf. Ich setzte mich hinter das Steuer, wandte in paar Tricks an (Lenk­rad einschlagen, vor-und-zurück-schaukeln, etc.) und befreite ihn aus der miss­lichen Lage. Peter hatte es immer noch nicht geschafft, ein Gefühl für das Fahr­zeug zu ent­wickeln, ebenso wenig, wie für die Situa­tionen hier in der Wüste. Er wusste das und es bedrückte ihn sehr, besonders, wenn wir es ihn manch­mal spüren ließen, wenn er sich besonders doof anstellte.

Da die Innen­beleuchtung sowohl in Peters, als auch in meinem Lkw (schon lange) defekt war, habe ich Peter die Taschen­lampe über­lassen und mich selbst auf das Dach des Führer­hauses gesetzt, um im Schein der Begrenzungs­leuchten die Notizen für diesen Bericht zu Papier zu bringen. Um die Schein­werfer zu nutzen, hätte ich mich in den Sand setzen müssen, was ich wegen Skorpionee oder Sand­flöhennicht wollte. Der Wecker wurde auf 5:00 Uhr gestellt und ich legte mich um ca. 22:30 Uhr unter meine Decke und schlief bald ein.

Sonntag, 20.4.80

50°C, sonnig, 110 km

Der Wecker tat pünkt­lich seine Pflicht und eine Stunde später, nach dem Früh­stück (wieder mit Mäusen) fuhren wir weiter. Leider nicht sehr weit, denn Peter stellte plötz­lich fest, dass er keinen Treib­stoff mehr hatte. Nach dem Betanken sprang der Wagen immer noch nicht an, da die gesamte Anlage leer­gelaufen war. Ich versuchte, meinen Lkw vor seinen zu ran­gieren, wozu ich die an dieser Stelle recht schmale Piste ver­lassen musste. Dabei fuhr ich mich prompt fest und wir griffen wieder zur Schaufel.

Neben der anstren­genden Schaufe­lei in der schon recht heißen Sonne (um ca. 9:00 Uhr), nervten die Sand­flöhe, deren Behau­sung ich wohl beim Ran­gieren zer­stört hatte und die nun ununter­brochen um uns herum­schwirrten, wesent­lich schlimmer, als die Fliegen Zuhause.

Bild: Ein Lkw ist an der engsten Stelle der Piste stecken geblieben Nachdem noch zwei Fran­zosen -vergeb­lich- versucht hatten, und zu helfen, schaff­ten wir es nach zwei Stunden harter Knochen­arbeit, freizu­kommen und fuhren weiter. Aber zu früh gefreut: Nach ca. 30 km tauchte das nächste Hinder­nis auf. Mitten in der schmal­sten Stelle der Piste waren zwei Fran­zosen mit einem voll­beladenen Trailer und gebro­chener Achse liegen­geblieben. Dort standen sie seit vier Tagen und warteten auf Hilfe. Wir unter­hielten uns etwas mit den Pech­vögeln und ich sah dabei an der Hinter­rad­nabe einen Kilo­meter­zähler. Das schien tat­sächlich zu bedeuten, dass die Fran­zosen einen Auf­lieger gemietet hatten, um alle möglichen Waren quer durch die Sahara zu bringen und dann irgend­wo zu ver­kaufen.

Wir suchten -vorsichts­halber zu Fuß- eine Aus­weich­piste und fuhren dann weiter, nicht ohne uns vorher ver­sichert zu haben, dass die Fran­zosen mit allem Not­wendigen (Wasser!) versorgt und Hilfe unter­wegs war.

Dann wurde wieder die Ver­bindung zum All­rad­getriebe unter­brochen und ich stand! Also Boden­platte im Führer­haus (über dem Getriebe­gestänge) ab­schrauben, Ver­bindung zusammen­stecken, Platte drauf­legen und weiter ging es. Allerdings nur, bis mich die heiße Luft, die nun aus dem Motor­raum herauf­wehte, so fertig machte, dass ich an­hielt. Die Ver­bindung sprang mal wieder ausein­ander, wurde von mir fest­gedrückt und die Boden­platte mit einer Schraube fixiert, damit sie nicht so laut klapperte und der Heiß­luft­strom (schätzungs­weise 80-90°C) mich nicht zusätz­lich zu der ohne­hin nicht gerade kühlen Umge­bung aus­dörrte.

Noch zwei- oder drei­mal musste ich die Ver­bindung wieder­her­stellen, dann hielten wir an, weil es schon wieder zu heiß wurde in unseren "Blech­gefäng­nissen". Die meisten Fenster lassen sich zudem nicht richtig öffnen. Ein Hamburger Pärchen, welches wohl gerade eine Repara­tur an seinem VW-Bus beendet hatte, spendierte eine Runde Zigaretten (wir besaßen nur noch ein paar ein­heimische Menthol-Stäb­chen) und fuhr weiter.

Wir stellten ein Leck im Benzin­fass fest, füllten den Rest in Kanister und ließen und dann in den Schatten fallen. Ungefähr 50 km sollten es noch bis zum Grenz­ort In Guezzam sein, wenn wir also gegen 16:00 Uhr los­führen, sollten wir "zum Tee" dort ein­treffen, wenn nichts da­zwischen käme (Toi, Toi, Toi).

Bild: Sandpiste Wir fuhren dann doch schon um 15:00 Uhr weiter. Glück­licher­weise war die Piste hier sehr gut, fest und breit, so dass wir nahezu mit Höchst­geschwindig­keit auf den Ort zufahren konnten. Wir freuten uns, endlich nach drei Tagen mit aus­schließ­lich trocknem, staubigem Sand Menschen, Ruhe, Schatten und -hoffent­lich- auch Wasser zu finden, und zwar mehr als die üblichen zwei Liter pro Tag, die in dieser anstren­genden, heißen Zeit sehr wenig waren.

Bild: Bernd sitzt in einer Ecke eines Bassins unter einem Wasserstrahl Und wir hatten Glück: Zwei­mal am Tag wurde eine Pumpe in Betrieb gesetzt, um das Wasser aus großer Tiefe herauf­zuholen. Gerade, als wir in In Guezzam ankamen, lief die Pumpe und wir sprangen -wie wir waren, mit Jeans und T-Shirt; Bernd sogar mit Mütze- unter den kühlen, frischen Wasser­strahl. Bis um 18:00 Uhr plansch­ten wir nur so herum und genossen diese Er­frischung. Wir hatten ohne­hin nichts Besseres zu tun, da wir den VW noch betanken mussten, der Tank­wagen aus Tamanrasset jedoch noch nicht einge­troffen war.

Wir halfen noch einem Hamburger bei seinem Reifen­wechsel und aßen dann zu Abend, zusammen mit einem franz­ösischen Pärchen. Bevor wir schlafen gingen, unter­hielten wir uns noch lange mit den beiden und auch mit einem Grenz­soldaten, der dienst­frei hatte und uns -zu "leicht" über­höhten Preisen- ein paar Schachteln Zigaretten verkaufte.

Montag, 21.4.80

50°C, sonnig, 9 km

Um 7:00 Uhr wachten wir auf. Von selbst, nicht, wie sonst, vom Wecker hoch­gescheucht. Wir wuschen uns und früh­stückten, wieder zusammen mit den Fran­zosen. Es gab unter anderem Grieß­brei und echten Kaffee, nicht unsere übliche Instand-Plörre.

Anschließend versuchte ich, meinen Lkw wieder einiger­maßen in Schuss zu bekommen, vor allem das Gestänge zum All­rad-Getriebe. Es gelang mir -mangels der not­wendigen Ersatz­teile, nur einiger­maßen, aber ich war unter diesen Um­ständen relativ zu­frieden. Da es, als ich end­lich fertig und gründ­lich gewaschen war, schon wieder zu warm für die Weiter­fahrt war, legten wir einen "Sonn­tag" ein, setzten uns für einen halben Tag unter die Lkws, knobelten, lasen, aßen frische Tomaten, Ananas und Fladen­brot.

Wir erfuhren jetzt, kurz bevor wir Algerien ver­lassen wollten, dass die alge­rische nicht mit der tune­sischen Zeit -auf die unsere Uhren noch einge­stellt sind- über­ein­stimmt. Um 16:00 Uhr Orts­zeit(!) wurde die Pumpe wieder ange­stellt und wir "duschten" nochmals, bevor wir eine halbe Stunde später die paar Meter zur Grenz­station fuhren.

Bild: An der Grenze Doch hier schlug die Büro­kratie wieder zu: Wir sollten zurück nach Tamanrasset und unsere Pässe dort bei der Polizei ab­stempeln lassen. Ohne diesen Stempel könnten wir nicht aus­reisen, belehrte uns ein Grenz­polizist. Wir waren wie vor den Kopf geschlagen, drei Tage zurück­fahren, Stempel besorgen und wieder drei Tage hierher zurück - NEIN DANKE!

Erst als wir dem Grenz­beamten mit freund­licher dolmet­scherischer Unter­stützung eines unserer fran­zösischen Freunden klar­gemacht hatten, dass wir nicht wussten, in Tamanrasset einen Stempel holen zu müssen (wir waren in "Tam" übrigens sogar bei der Polizei gewesen, um eine Aus­unft einzuholen), wurden wir durch­gelassen. Aller­dings erhielten wir keinen Ausreise-Stempel, was fak­tisch bedeutete, dass wir ausge­wiesen worden waren und nie(?) wieder ein­reisen dürften.

Nachdem wir den Gram, nicht wieder nach Algerien zu dürfen, abge­schüttelt hatten, machten wir uns frohen Mutes auf den Weg, aller­dings nicht sehr weit, da wir Bernds VW aus dem Sand befreien mussten. Einige Minuten später kamen wir dann gar nicht mehr weiter, weil der VW-Bus des -uns ja bereits bekannten- Hamburger Pärchens in einer Sand­wehe mitten auf der Piste steckte. Dahinter warteten bereits zwei andere Lkws.

Wir halfen zuerst, den Bus wieder flott zu bekommen, dann halfen uns die Hamburger, Bernds Käfer wieder auszugraben, indem sie uns ihre (richtigen) Sand­bleche liehen. Damit die Reifen zukünftig nicht mehr so leicht einsanken, senkten wir den Reifen­druck mit Hilfe des Mano­meters einer Fuss­pumpe auf ca. 1 Atü. Inzwischen war es dunkel geworden und wir beschlossen, die Reise für diesen Tag zu unter­brechen (Tolle Leistung: 9 km). Wir schnorrten uns etwas Pulver­kaffee von den Hamburgern, aßen zu Abend (Hamburger aus der Dose, kalt) und begaben uns zur Ruhe. Da es mir in der Kabine zu stickig und meine Lade­fläche öl­verschmiert war, legte ich mich auf Peters Lkw. Der Wecker war wieder auf 5:00 Uhr gestellt.

Wenn Sie noch nicht genug haben, hier geht’s zum zweiten Teil!