Tour durch die Sahara
Drei junge, naive "Männer" durchquerten die Wüste
Vorbemerkungen
Diese Tour haben wir mit Anfang 20 im Jahre 1980 gemacht. Daher erscheint die hier benutzte Sprache viel;leicht altertümlich und nicht mit heutigen "Regeln" vereinbar. Aus Gründen der Authenshytizität habe ich auf eine Modernisierung verzichtet. Auch die Bilder -soweit sie nicht dem Sand oder den Behörden zum Opfer gefallen sind- entsprechen in keiner Weise den heutigen Anforderungen, ich hoffe dennoch, dass sie einen Eindruck von den Situationen vermitteln können. Viel Spaß beim Lesen
Angefangen hatte es eigentlich als wirkliche "Schnapsidee":
Eines Tages trafen wir -das sind Peter; Bernd und ich- uns in schon recht angeheitertem Zustand in der berühmt-berüchtigten Hamburger Diskothek "Grünspan". Peter hatte irgendwo von Sahara-Durchquerungen per Lkw gelesen und, dass man mit dem Verkauf von Lkws dort sehr viel Geld verdienen kann. Im weiteren Verlauf des Abends (oder war’s schon morgens) fiel die Entscheidung: "Das machen wir auch!".
Da nur ich bereits den Lkw-Führerschein besaß, musste Peter noch schnell mal zur Fahrschule. Blind wie ein Maulwurf, schaffte er schon den Sehtest nicht. Also verglichen wir -Peter und ich- unsere Fotos in den Personalausweisen, fanden auch andere Leute, die bestätigten, dass man auf den schon recht alten Fotos nicht mehr sagen könne, wem welcher Ausweis gehört und so machte ich -mit seiner Brille auf der Nase- den Sehtest für ihn, ohne irgendein Probleme .
Während Peter sich noch mit Theorie und Praxis des Führerscheins abmühte, hatten wir noch ein nicht unerhebliches Problem zu lösen: "Wer soll das alles eigentlich bezahlen??"
Wir fanden Kontakt zu einer Firma, die hauptsächlich mit Südamerika Geschäfte machte, z.Zt. aber zwei Lkws unverkäuflich auf dem Hof stehen hatte. Wir schwärmten der Inhaberin vor, wie phantastisch doch diese Chance für sie wäre und - sie willigt ein !
Wir stellten einen Katalog mit Dingen zusammen, die noch benötigt wurden, was repariert und erneuert werden musste, was montiert oder als Zusatzausrüstung beschafft werden musste.
Leider merkten wir erst, als wir losfahren wollten (besser gesagt, dringendst losfahren mussten, um die gebuchte Fähre in Genua noch zu bekommen), dass die meisten dieser Forderungen nicht, falsch, ungenügend oder schlampig erfüllt worden waren. So entstand der Grundstock für die sich im Laufe der Reise kontinuierlich verlängernde
Mängel-Liste (pdf).
Während wir uns also der Illusion hingaben, die Eigentümerin und einzige Mitarbeiterin der besagten Firma arbeite gewissenhaft unsere Listen ab, besorgten wir uns die notwendigen Impfungen, beantragten und erhielten das Visum für Algerien, versuchten, uns noch ein paar Kenntnisse anzulesen und kauften eine Karte (die einzige seinerzeit erhältliche) von Nord-Afrika.
Peter widmete sich vorzugsweise der Reiseapotheke. Selbstverständlich wurden auch die persönlichen Papiere weiter vervollständigt und ein Internationaler Führerschein besorgt.
Am 9.4.1980 fuhren wir dann zu Dritt nach Heide, Holstein um nach dem ersten und zweiten Erschrecken die Lkws und zahlreiche weitere Unterlagen zu übernehmen und nach Hamburg zu Peter zu fahren. Das unsynchronisierte Getriebe machte mir anfangs (Peter die gesamte Fahrt) etwas Mühe, aber wir kamen heil am "ersten Etappenziel" an.
Donnerstag, 10.4.80
5-10°C, Regen und Schnee, 836 km
Um ca. 02:15 Uhr fuhren Peter und ich mit den Lkws los. Bernd wollte mit dem VW-Käfer, den wir auch in Afrika verkaufen sollten, später nachkommen. So hatte er noch Zeit, letzte Besorgungen zu erledigen und uns langsame Lkw-Kutscher (Spitze ca. 70 km/h) dann am Grenzübergang nach Österreich zu treffen.
Peter und ich fuhren also um ¼ nach 2 in Hamburg los, um nicht zuviel Zeit im Berufsverkehr zu verlieren, da wir pünktlich um 12 Uhr am Samstag in Genua auf die Fähre rollen mussten.
Um 6 Uhr machten wir eine Stunde Pause in Seesen. Diese Pause brauchte ich dringend, da in meinem Lkw die Heizung nicht funktionierte. Um nicht völlig vor Kälte zu erstarren, hatte ich meine Beine schon in eine alte Wolldecke (aus dem 2. Weltkrieg) gewickelt -was das Fahren etwas erschwerte- und meine Hände hatten sich in den Ärmeln der Strickjacke verkrochen (ich hatte es bei einer Fahrt in die Sahara eigentlich nicht für nötig gehalten, Handschuhe mitzunehmen).
Um 7:00 fuhren wir im Schneeregen weiter. Die Kälte, die Störungen im Radio (nicht funkentstört) und das Schalten mit dem noch ungewohnten, nicht synchronisierten Getriebe sind Ärgernis, aber auch einzige Abwechslung. Nach dem zweiten Frühstück, nach Waschen (wir uns) und Tanken (die Lkws), ging dann gegen halb zwölf "on the road again" bis zur Raststätte Illertal, wo wir gegen 10:00 Uhr eintrafen.
Glücklicherweise sind wir auf der ganzen Tour nicht von der Polizei oder der BAG angehalten worden, da wir weder den Fahrtenschreiber angeschaltet, noch die gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten haben. An diesem ersten Tag sind wir in ca. 17 Stunden ganze 835 Kilometer gefahren. Erlaubt wären 450 km in 8, maximal 9 Stunden.
Nachdem wir zwei Stunden geschlafen hatten und Bernd immer noch nicht da war, rief Peter in Norderstedt an und erfuhr, dass sich Bernd aus einem Ort, ca. 300 km von hier, gemeldet hatte. Wir warteten noch bis halb eins und versuchten dann trotz der Kälte im Führerhaus ein wenig zu schlafen.
Freitag, 11.4.80
ca. 10°C, heiter, 410 km
Um 3:45 kam Bernd dann endlich an, er hatte sich zwischendurch auch ein Schläfchen gegönnt. So konnten wir uns zusammen auf den Weg machen und kamen um 7:00 Uhr an der österreichischen Grenze in Kiefersfelden an, wo wir frühstückten und uns wuschen. Bernd fuhr bald schon weiter, um noch einige Besorgungen zu machen und uns dann am Brenner wieder zutreffen.
Leider klappte es mit der Zollabfertigung nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben: So gegen halb zehn hatten wir endlich -mit viel Rennerei- unsere AE abgefertigt, als uns ein Zöllner eindringlich warnte, ohne T2 nach Italien einzureisen. Wie sich später herausstellte, war diese die T2 völlig unnötig.
Wir fuhren also zurück, um bei einem an der Grenze arbeitenden Spediteur die T2 aufmachen zu lassen. Denks’te: Für ein solches Formular muss eine Sicherheit (Kaution) geleistet werden. Eine Bar-Bürgschaft wollten wir nicht hinterlegen, da diese auch dort wieder abgelöst werden muss, wir jedoch nicht wieder nach Kiefersfelden, sondern weiter nach Italien fahren wollten. Also brauchten wir über DM 6.000,00 eine fernschriftliche Bankgarantie.
Wir telefonierten mit der Firma in Heide, diese mit der Bank. Wir warteten, telefonierten wieder, warteten, warteten, warteten und warteten. Endlich kam das langersehnte Telex. Jetzt mussten wir uns nur noch eine Bescheinigung besorgen, dass der Diesel in unseren Tanks verzollt ist. Die von vorher ausgefüllte und abgestempelte "Warenerklärung für Dieseltreibstoffe" sollte zuerst nicht anerkannt werden. Mit Hilfe des Spediteurs gelang es uns dann doch, eine erneute Verzollung unseres Treibstoffes zu vermeiden.
Um 16:00 Uhr konnten wir weiterfahren. Von den landschaftlichen Schönheiten bemerkten wir nicht viel, das Wetter war zu diesig und wir hatten auch keine Zeit mehr, irgendwo eine Rast einzulegen.
Am Brenner stand Bernd und fluchte! Er stand sich schon seit neun Stunden die Beine in den Bauch, so lange hatte unser Zoll-Trouble alles in allem gedauert. An der Maut-Stelle bringt Peter dann den gesamten Betrieb durcheinander, weil er für uns alle, zu Fuß, die "Autobahn-Eintrittskarten" holen wollte. Die Anlage funktioniert aber nur, wenn tatsächlich ein Fahrzeug vorfährt und Peter schafft es, alle drei vorhandenen Automaten außer Betrieb zu setzen, weil Induktionsschleifen bedauerlicherweise nicht auf Menschen reagieren. Ein Angestellter behebt den Schaden wieder, nicht ohne Peter vorher einen gehörigen Rüffel verpasst zu haben.
Schon haben wir das nächste Problem: Ich habe keinen Diesel mehr im Tank. Mit Hilfe eines -mit 5 Metern entschieden zu langen- Schlauches füllen wir etwa 10 Liter aus Peters Tank in einen alten Ölkanister und von dort mittels einem Stück Pappe (als Rinne) in meinen Tank. Dann geht’s weiter.
In Italien tanken wir, essen und besprechen die weitere Strecke. Von ca. 21:30 bis 2:00 nachts fahren wir noch ein paar Kilometer, bevor wir uns für ca. 1½ Stunden auf einem Parkplatz zum Schlafen legen. Beim Einschlafen dachte ich belustigt daran, dass Peter Glasperlen, Spiegel und ähnliches Zeug mitgenommen hat, um es in Afrika einzutauschen, vielleicht hofft er sogar auf ein "Abenteuer" mit einer schwarzen Schönheit.
Samstag, 12.4.80
15°C, sonnig, 239 km
Um ca. halb drei ging es weiter. Wir hatten zwar noch eine gehörige Strecke vor uns, aber bis Genua kamen wir gut durch. Dort führte die Autobahn, beide Spuren unabhängig, manchmal kilometerweit voneinander entfernt (sowohl vertikal, als auch horizontal) direkt durch die Stadt. Die Trasse wurde nicht ebenerdig, sondern ca. 100 Meter über den Häusern, über Brücken und Überführungen, kurvenreich, einmal an Felsvorsprüngen vorbei, dann wieder über Schluchten und Einschnitte hinweg geführt.
Leider verpassten wir die richtige Ausfahrt und müßten direkt in der Stadt ein paar "U-Turns" drehen, rücksichtslos gegen kleinere Fahrzeuge, da man sonst kaum vorankam.
Plötzlich blieb Peter stehen -mitten auf einer Kreuzung! Kein Sprit mehr! Nach seiner Beteuerung, der Tank sei noch halbvoll und nach seinem enttäuschten Blick in denselben, hängen wir die Lkws mittels einer Abschleppstange hintereinander und ab geht die Post. Zwischenzeitlich drängt die Zeit, wir müssen zum Fähranleger.
Wir fragten mehrmals nach dem Weg und fanden uns plötzlich vor einem von wild gestikulierenden Karabineri abgeriegelten Parkplatz. Man gab einen Empfang, mit militärischer Parade und allem Brimborium. Radebrechend machten wir dem Beamten klar, dass er uns nur dann loswerde, wenn er uns genau auf diesem Platz wenden lasse. Das sah er ein, wir fuhren eine Schleife, fanden dann gleich eine Tankstelle und Peter konnte mit eigenem Motor die Fahrt fortsetzen.
Nach Plan mussten wir über eine Brücke, die allerdings laut dem davor stehenden Schild nur für max. 2 Tonnen zugelassen war. Ein italienischer Trucker hinter uns winkt uns jedoch aufmunternd zu und so fahren wir -unsere beiden 7,5-Tonner und der Italiener mit seinem Lkw- über dieses Bauwerk und kommen endlich in den Hafen, wo es von Schiffen, Lkws, Pkws, Zöllnern und anderem Volk nur so wimmelt.
Nach wiederholten Rennereien -Konnossemente mussten beantragt, andere Papiere besorgt und 60.000 Lira gezahlt werden- sind wir kurz nach 9:00 mit dem Papierkram soweit fertig. Lediglich die Konnossemente mussten wir noch abholen, nachdem die Lkws auf dem Schiff sind. Das sollte allerdings erst in etwa fünf Stunden -gegen 14:00 Uhr- der Fall sein.
Nach der anstrengenden, ungewohnten Fahrt von Hamburg bis Genua waren wir froh, uns mal ganz ohne Zeitdruck in einen Lkw setzen zu können und ein paar von den mitgebrachten Bieren zu trinken.
Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen haben, merken wir die Biere sehr bald und beschließen, uns die Beine in der Stadt zu vertreten, Postkarten und Zigaretten zu kaufen. Die Stadt ist ebenso chaotisch, wie der Hafen: Wäscheleinen hängen über die Straßen, Autos parken kreuz und quer, einige Häuser sind förmlich an den Felsen "geklatscht".
Gegen Mittag sind wir wieder zurück zum Hafen gegangen und durften dann auch langsam näher an das Schiff heranfahren. In Dieselqualm und direkter Sonneneinstrahlung warten wir, ziehen einen Meter vor, warten wieder, fahren ein Stückchen und warten erneut.
Dann fuhr Peter endlich an Bord. Ich wurde nicht durchgelassen, weil mein Pass noch im Reederei-Büro liegt. Ich stieg also aus, rannte zum Reedereikontor, legte meine Bord-Karte vor, bekam Peters und meinen Pass, rannte zum Zoll, bekam dort die erforderlichen Stempel (obwohl der Zöllner Peter nie gesehen hatte) und konnte dann zusehen, wie ein Angestellter meinen Lkw an Bord brachte.
Nachdem wir dann auch noch die T2 erledigt hatten, sind wir -erschöpft, wie wir waren, gleich in unsere 1. Klasse-Kabinen gegangen, haben ausgiebig geduscht und uns umgezogen. Danach blieb uns Zeit für einen letzten Blick von der Fähre auf den Hafen von Genua.
Die Überfahrt war ruhig und vor allem billig, weil die Verpflegung im Preis inkludiert war. Es gab sowohl abends, als auch am nächsten Morgen ein Menü mit je fünf oder sechs Gängen. Wir unterhielten uns noch mit einigen Lkw-Fahrern, die diese Überfahrt häufiger machten und alle in die Gegend von Sfax an der Ostküste von Tunesien wollten.
Sonntag, 13.4.80
15°C, sonnig, 230 km
Nach einer erholsamen Nacht und einem geruhsamen Vormittag an Bord kommen wir gegen 11:00 Uhr in La Goletta, Tunis an. Schon im Hafen tauchten die ersten Schwierigkeiten auf: Der Zoll war an Sonntagen nur für Pkw geöffnet und man sagte uns, wir hätten hier bis Montag zu warten. Da wir weder Lust hatten, die Lkws einfach stehen zu lassen, noch einen ganzen Tag in der ziemlich tristen Hafenstadt zu vertrödeln, versuchten wir, doch noch irgendwie hinauszukommen.
Ein netter Zollbeamter hatte dann ein Einsehen und stellte uns einen provisorischen "Transit-Tages-Schein" aus, der allerdings nur für diesen einen Tag - also bis Mitternacht- galt. Das bedeutete für uns, die gut 550 km bis zur tunesisch-algerischen Grenze in knapp sechs Stunden schaffen zu müssen. Und das bei -wie erwähnt- 70 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Als erstes mussten wir jedoch tanken. Für die DM 200, die Bernd bereits getauscht hatte, mussten wir 600 Liter Diesel -für die Lkws und das Reserve-Fass- und Benzin für den VW bekommen.
Im Laufe der Nacht machten wir zweimal Pause, das erste Mal essen wir zu Abend (Dosenfisch aus unserem reichlichen Konserven-Vorrat) und schlafen anderthalb Stunden. Da uns nach einigen Stunden wieder fast die Augen zufallen, nutzen wir auch die zweite Pause für ein Schläfchen (3 Stunden).
Plötzlich hielt Peter an und winkte uns zu seinem Truck. Unsere Befürchtungen erweisen sich als unbegründet, er wollte uns nur hören lassen, dass er in seinem Autoradio das ARD-Nachtprogramm von NDR/WDR 2 empfing.
Montag, 14.4.80
20°C, sonnig, 424 km
Bei einer Gabelung werden wir von der Polizei angehalten. Verunsichert stoppen wir. Doch sie suchen nur eine Mitfahrgelegenheit für einen ihrer Kollegen. Bernd willigt ein, nimmt den Beamten mit und hat etwas Gesellschaft. Allerdings sehr wortkarge Gesellschaft, wie er uns später berichtet.
Die Grenze zwischen Tunesien und Algerien erreichen wir gegen 10:00 Uhr, also zehn Stunden zu spät. Wir berichten dem Zöllner von einer Panne und werden ohne Probleme abgefertigt, erhalten die Stempel in die Pässe und sehen noch bei der Abfertigung eines Algeriers und seiner fünf Frauen zu: Er legt alle Pässe vor, die Frauen, alle mit Shador tiefverschleiert, werden weder beachtet, geschweige denn kontrolliert.
Nachdem uns das Tor auf der tunesischen Seite der Grenze geöffnet wurde, fuhren wir knapp 3 km durch das "Niemandsland" zwischen Tunesien und Algerien. Hier sah es aus, wie eine sehr lange, aber schmale Müllkippe, überall an der Straße lagen alte, ausgeschlachtete Autowracks und anderer Gerümpel.
Auf der Seite von Algerien füllen wir beim Grenzposten die üblichen Formulare aus und warten dann geraume Zeit auf die weitergehende Abfertigung.
Wir mussten sämtliche Devisen angeben, über die wir verfügen und verpflichten, bei jedem Umtausch eine offizielle Unterschrift einzuholen. Falls wir diese Unterschriften bei der Ausreise nicht vorweisen können: Oh weh. Zudem wird uns noch eine Versicherung -wofür oder wogegen auch immer- "aufgezwungen", die sieben Tage gültig ist und 55 Dinar kostet. Gegen Mittag sind wir glücklich mit allen Formalitäten fertig und dürfen weiterreisen.
Über El Qued, wo wir tankten und auch "Trinkwasser" bekamen, fuhren wir weiter bis Touggourt. Dort suchten Peter und Bernd das örtliche Luxus-Hotel auf, wurden aber mit der Begründung abgewiesen, es sei kein Zimmer mehr frei. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass unser mittlerweile nicht mehr ganz porentief reines Äußeres einen gewissen Einfluss auf diese Antwort hatte.
Die beiden versuchten ihr Glück noch bei zwei weiteren "Hotels", die uns jedoch nicht zusagten: Ein großer, fensterloser Raum mit Lehmboden, in welchem alle Hotelgäste gemeinsam auf den Boden schlafen durften. Und dafür noch bezahlen: Nein Danke!
Währenddessen war ich bei den Fahrzeugen geblieben und hatte versucht etwas zu lesen, wenn mir nicht gerade ein Salamander (oder ähnliches Getier), Hasch oder Dinge, die ich nicht verstand, zum Kauf angeboten wurden.
Da wir bei unserer Hotelsuche nicht erfolgreich waren, kauften wir noch eine Flasche Brause und ein Baguette und fuhren aus der Stadt in die steppenartige Wüste, essen auf der Ladefläche von Peters Lkw und trinken in aller Ruhe unsere letzten drei Dosen Bier. Dann begeben wir uns zur Ruhe.
Was dieses Land, bzw. die Landschaft so interessant macht, sind die abwechslungsreichen Bilder der Umgebung: An einer Stelle ist die Straße (und die Telegrafenmasten) meterhoch vom Sand zugeweht und an der nächsten "Ecke" sieht man einen Teich mit dichtem Schilfbewuchs und Palmen. An anderen Stellen gibt es tiefe Sandtrichter, die immer wieder leergeschaufelt werden müssen, damit die darin wachsenden Palmen überhaupt an Wasser herankommen und die Menschen somit etwas zu Essen haben.
Ebenfalls interessant sind die verstreuten Hütten, kilometerweit vom nächsten Nachbarn entfernt. Auch das Nebeneinander modernster Technik (Antennenanlagen) und primitiver Lehmhütten kann Interesse wecken und gleichzeitig erschrecken. Aufregend dagegen das paradoxe Miteinander von einerseits tiefverschleierten und andererseits hoch-modisch, europäisch gekleideter Frauen, von denen einige wirklich absolut top aussehen.
Was hier jedoch schon fast zur Phobie werden kann, ist der puderfeine Sand -besser Staub- der überall eindringt. Manchmal kann man keine 50 Meter weit sehen, so staubig ist die Luft, besonders bei dem recht kräftigen Wind (ca. 5-6 Bft)
Vor dem Schlafengehen habe ich daher versucht, mein defektes Ausstellfenster zu verkleben, diesmal nicht wegen der Kälte, wie in "Old Germany", sondern gegen den Sand, der allerdings trotzdem durch jede noch so kleine Ritze eindringt (sogar bis in die Zahnpasta-Tuben!)
Dienstag, 15.4.80
15°C, regnerisch, 555 km
Als ich aufwachte, regnete es. Um 8:00 Uhr fuhren wir weiter. Das Wetter besserte sich im Laufe des Tages. Ab und zu stehen mitten in der Wüste am Straßenrand Verkäufer,
die junge Hunde, Steine und ähnliches Zeug an den Mann zu bringen versuchen. Manchmal lag ein toter Esel oder ein verendetes Kamel am Straßenrand und verweste vor sich hin. An anderen Stellen sah man von Geiern oder anderen Aasfressern abgenagte und von Wind, Sand und Sonne gebleichte Schädel herumliegen (wie im Film).
Ungefähr 20 km vor Ouargla sahen wir vielleicht ein Dutzend Männer mitten in der Wüste stehen und Sand sieben. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung, wozu das gut sein sollte.
Wir erreichen Ouargla und wollen tanken. Im ganzen Ort gibt es leider keinen Tropfen Diesel. Nachdem ich mich kurz mit einem Münchner unterhalten hatte, der mit einem alten Bundeswehr-Lkw (mit Plane) unterwegs ist, den er gold-Oliv-grün gestrichen hat, fahren wir weiter.
In Ghardaia aßen wir in einem Restaurant einigermaßen gut für umgerechnet DM 60. Anschließend verbrachten wir eine ganze Stunde mit Tanken. Wir brauchten für alle Tanks und die Reservefässer immerhin insgesamt ca. 750 Liter, den Liter Diesel zu umgerechnet DM 0,40, Normalbenzin zu DM 0,70.
Peter will danach unbedingt in ein Hotel, um zu Duschen und die Nacht dort zu verbringen. Meines Erachtens hatten wir gar nicht so viel Zeit, alle zwei Tage stundenlang nach einem Hotel zu suchen, welches auch Peters gehobenen Ansprüchen entsprach, nur um seinem Reinlichkeitsfimmel zu huldigen. Wir machen immerhin keine Ferienreise, sondern stehen auch unter Zeitdruck, da wir das uns für diese Reise anvertraute Geld nicht nur für unsere eigene Bequemlichkeit und unsere eigenen Vergnügungen ausgeben sollten. Und jeder Tag kostete nun mal Geld.
Als wir gegen 19:00 Uhr endlich weiterfuhren, schien die Sonne wieder. Dadurch verloren wir wieder Zeit, da Peter alle paar Meter anhielt, um Fotos zu machen, z.B. von dem schroff abfallenden Felsen auf die im Tal liegende Stadt Ghardaia, zugegebenermaßen ein reizvollen Motiv ist.
Wir fuhren noch weiter und stellten unsere "Wagenburg" um ca. 21:30 Uhr auf. Peter wollte sich nun endlich waschen, und zwar ganz, obwohl wir am nächsten Tag nach El Golea kommen wollten, wo sich ganz in der Nähe eine warme Quelle befinden sollte, die zu einem Bad einlud. Das hatte mir jedenfalls der Münchner mit seinem Bundeswehr-Lkw erzählt.
Mittwoch, 16.4.80
35°C, sonnig, 465 km
Um 8:15 Uhr sind wir aufgebrochen, auch hier lagen Autowracks an der Straße, die allerdings völlig ausgeschlachtet sind. Es war nicht mehr das kleinste Fitzelchen Stoff oder auch nur eine Schraube vorhanden. Manchmal konnte man das, was da am Straßenrand lag, gar nicht mehr als Auto erkennen, nicht mal mehr als Chassis oder Autogerippe. Oft waren es nur ein paar, wie zufällig zusammenhängende Blechteile, die wohl nur noch dort lagen, weil niemand ein Schweißgerät besaß, um sie in transportable Stücke zu zerschneiden.
Um 09:30 Uhr erreichen wir El Golea, ein Ort, bei dem die Vegetation plötzlich, wie mit dem Lineal gezogen, begann. Auf dem Bazar im Ort, auf dem es wirklich so zuging, wie man es sich immer vorstellt, kauften Bernd und ich Brot, Tomaten und Orangen, kippten etwas Motoröl in die Maschinen der Lkws, Tankten für 40 Dinar und fuhren ungefähr zehn Kilometer weiter, wo wir an einem See anhalten.
Dieser See war sehr denkwürdig: Am Rand eine ebenso schmale wie üppige Vegetationszone, dahinter nur Sand. Der See selbst war an seiner tiefsten Stelle vielleicht 20 cm tief, also fast nur eine größere Pfütze.
An diesem schönen Ort frühstückten wir und wuschen uns, was nicht ganz einfach war, da das Wasser zwar klar, der Boden des Sees jedoch mit Schlick bedeckt war. Daher musst man aufpassen, keinen Schmutz aufzuwirbeln. Peter hatte mal wieder Angst, sich irgendwelche Krankheiten oder Würmer zu holen und sich deshalb nur mit Trinkwasser aus unseren Kanistern gewaschen.
Nach dieser ausgiebigen Pause ging es um 12:00 Uhr weiter, aber leider nur ungefähr zehn Kilometer. Da stellte ich nämlich fest, dass eine der Hinterradbremsen an meinem Lkw heissgelaufen war und der Reifen anfing zu brennen. Nachdem ich dies bemerkt habe -als die Luft aus dem Reifen zischte- hielt ich an und löschte zuerst notdürftig mit einem Pulverlöscher, dann mit Wasser (aus dem 200-L-Fass auf meiner Ladefläche mit Hilfe eines Schlauches). Mit dem Wasser habe ich auch die Bremsbacken gekühlt.
Bernd und Peter merkten nicht, was passiert war und kamen erst nach ca. 20 Minuten zurück. Wir bauten den defekten Reifen, um dann festzustellen, dass die Bremstrommel festsaß. In der Zwischenzeit hatte auch ein Einheimischer mit seinem Truck gehalten, um uns zu helfen. Dies scheiterte aber an den Sprachschwierigkeiten.
Es stellte sich heraus, dass der Bremszylinder "im Eimer" war. Da dieser Lkw getrennt gebremste Hinterräder hatte -was vergleichsweise selten bei Fahrzeugen diesen Alters der Fall ist- beschloss ich, mit einem einseitig bremsenden Lkw weiterzufahren. Das Risiko schätzen wir gering ein, da einerseits keine nennenswerte Ladung transportiert wurde und andererseits die "Straßen" nicht so überfüllt waren, dass es groß auf den Bremsweg ankam. Nachdem wir einen Ersatzreifen und den noch intakten wieder zu einem Zwillingsreifen montiert hatten, ging es um ca. 14:45 Uhr weiter.
Plötzlich wurde die Straße so schmal, dass man bei Gegenverkehr auf den Seitenstreifen ausweichen musste. Die Wüste war hier nicht mehr gelb, sandfarben, sondern grau: Grauer Schotter lag überall, gleichmäßig verteilt. Ohne Unterbrechungen grauer Schotter, nur in Kurven konnte sich das Auge an den weißen Begrenzungspfählen erholen. Einen anderen Sinn konnten diese Pfähle nicht gehabt haben, denn es wäre eigentlich völlig egal, ob man auf oder neben der Straße fährt.
Um die Langweile dieses Streckenabschnittes zu kompensieren, habe ich beim Fahren ein paar Kapitel meines Buches gelesen und trotzdem fast alle Schlaglöcher rechtzeitig erkannt und umfahren. Schlaglöcher waren auch das einzige, worauf man achten musste: Gegenverkehr -wenn er denn mal vorkam- sah man bereits kilometerweit vorher und konnte sich dann ganz in Ruhe darauf einstellen.
Plötzlich: Ein Schild "Gefälle" und die Straße windet sich sanft von der grauen Hochebene in eine weite, sandfarbene, bräunlich-gelbe Ebene hinein. Hier gab es auch wieder die Sanddünen (Sable). In einer davon blieb Bernd mit seinem Käfer stecken, weil er ein Umleitungsschild übersehen -oder nicht ernst genommen- hatte.
Mit etwas Mühe haben wir den VW rausgeschoben und sind weitergefahren bis Ain Salah. Dort haben wir getankt, vergeblich ein Restaurant gesucht und hungrig weitergefahren.
Unser Nachtlager schlugen wir ca. 20 km hinter Ain Salah auf, machten eine Dose Eintopf heiß, aßen diese mit Brot und gönnten uns zum Nachtisch noch einige Pfirsiche aus der Büchse. Dazu gab’s Peters Vitaminbrause. Die gesamte Mahlzeit knirschte beim Kauen, da selbstverständlich der Sand nicht vor unseren Töpfen und Dosen haltmachte. Um 22:00 Uhr legten wir uns hin und schliefen bald ein.
Donnerstag, 17.4.80
40°C, sonnig, 506 km
Um 6:30 Uhr weckte Bernd uns auf. Er hatte in seinem VW einen Wasserkanister als Kissen zweckentfremdet und dieser war ausgelaufen (Überschwemmung in der Wüste). Bernd musste den Wagen förmlich ausschöpfen. Während seine Sachen trockneten, machten wir unsere Morgentoilette und frühstückten.
Um 8:30 Uhr ging es dann weiter. Hinter dem Ortsschild Arak gab es ein "Café": Eine Wellblech-/Lehmhütte übelster Art mit einem uralten Tisch davor. Genau gegenüber ein zweites "Café" gleicher Bauart, ansonsten ist von dem Ort Arak nichts zu sehen.
Wir fahren weiter durch ein ausgetrocknetes Flussbett (Wadi). Als es hier noch Wasser gab, hat der Fluss sich ca. 100 Meter tief in den Felsen gefressen und eine Schlucht hinterlassen. Die Temperaturunterschiede und der Wind haben zusammen mit Sand das übrige getan, bizarre, oft an Figuren erinnernde Felsblöcke und -Formationen zu hinterlassen.
Dann, endlich nach ca. 15 km erreichten wir den eigentlichen "Ort": Eine Tankstelle und ein weiteres "Gebäude". Da wir die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten schnell abschlossen, hatten wir noch genug Zeit zum Tanken. Um 13:15 Uhr fuhren wir weiter, jetzt auf einer zweispurig ausgebauten Straße mit Mittelstreifen. Nach weiteren drei "Cafés" schien der Ort zu Ende zu sein und wir fuhren weiter durch die Schlucht, bis sich der Fels allmählich nach beiden Seiten verlor und wir wieder die Ebene vor uns hatten. Immer wieder kreuzte das ausgetrocknete Flussbett die Fahrbahn, ganz modern mit Röhren unter der Trasse hindurchgeleitet. Es scheint hier zu manchen Jahreszeiten wohl doch soviel zu regnen, dass diese Investition notwendig war.
Ein paar Kilometer weiter wurden wir von einen Soldaten (Offizier?) angehalten und auf Deutsch gefragt, ob wir zufällig einen Bus -gleiche Ausführung wie der, welcher hinter ihm stand- gesehen hätten. Wir konnten ihm zwar leider nicht helfen, waren jedoch überrascht, einen algerischen Soldaten so gut deutsch sprechen zu hören.
Einige hundert Schlaglöcher weiter (Die Straße war teilweise phantastisch, teilweise beschissen, obwohl scheinbar zur gleichen Zeit mit dem gleichen Material gebaut), kippte das Benzinfass auf der Ladefläche um und ich hielt an, um es wieder aufzustellen. Dabei stellte ich fest, dass es leckte. Also haben wir das restliche Benzin in ein leeres Fass umgefüllt und das alte Fass -nach Landessitte- in die Wüste geworfen.
In Straßennähe lagen immer unzählbar viele, leere Kanister, alte Reifen -einige wie in Opas Schrebergarten ineinandergesteckt- und natürlich die schon fast obligatorischen Autowracks.
Wir fahren weiter und kamen nach In Ecker einer Geisterstadt. In Ecker war ehemals eine französische Atomversuchsanstalt. Man konnte noch die Hochspannungsmasten -teilweise noch mit Leitungen- bewundern sowie verfallene Gebäude und überall tonnenweise Stacheldraht. In einem alten Fort saß jetzt die Polizei. Gegenüber, an der Tankstelle, musst erst ein Aggregat für die Benzinpumpe angeworfen werden, ehe wir tanken konnten. Auch unsere Lösch- und Kühlwasservorräte sowie die Trinkwasserbehälter füllten wir auf. Um 17:45 ging es dann weiter.
10 km hinter einem recht hübschen Ort namens In Amguel stoppten wir um 18:30 für diesen Tag und bereiten unsere Fahrzeuge auf die Wellblechpiste vor, die auf den nächsten Kilometern beginnen sollte: Peter kontrolliert den Festsitz aller Radmuttern, allerdings nur mit der Hand ohne Schraubenschlüssel, weil er meinte, wenn eine Schraube wirklich locker sei, würde er das schon merken. Erst nachdem wir ihn auf die Unsinnigkeit seines Handelns nachdrückliche hingewiesen haben, benutzt er einen Radmutternschlüssel.
Ich dichtete zwei lecke Stellen der Bremsluftleitungen meines Lkws ab und stellte außerdem fest, dass der Tank ein Loch hatte, das sich nur schließen ließ, wenn der Tank ausgebaut würde. Leider verfügten wir nicht über eine Pumpe, um den Sprit abzusaugen. Da es sich nur um ein sehr kleines Loch handelte, aus dem nicht viel Diesel verloren ging, verzichteten wir auf weitere Aktionen diesbezüglich.
Nachdem wir auch bei den Lkws Öl, Wasser etc., kontrolliert und nachgefüllt hatten, gab es Abendbrot. Peter hatte unser Kochgeschirr bei der letzten Übernachtung (bei Ain Salah) liegengelassen, so dass wir unsere Ravioli nun direkt in den Dosen warmmachen mussten. Eine Dose wollten wir anschließend als Notkochtopf aufheben. Nach einigen Bechern Kaffee und ein paar Runden Knobeln (Ja, wir hatten sogar Knobelbecher mit!) begaben wir uns zur Ruhe.
Freitag, 18.4.80
50°C, sonnig, 221 km
Um 7:00 Uhr, nach dem Frühstück, gings weiter. Oft sah man Leguane oder Ratten (und so ähnliche Tiere) auf der Straße. Zwischenzeitlich konnte man das allerdings kaum noch als Straße bezeichnen. Daher fuhren wir oft neben der eigentlichen Straße auf Pisten, die parallel laufen. Hier musste man nicht so stark auf Schlaglöcher achten, die -recht scharfkantig- alle paar Meter auftauchten, obwohl die Straße auf den ersten Blick recht gut aussah. Einmal hatte ich nicht richtig aufgepasst und war in so ein Loch gefahren: Dadurch ging die Ladeklappe auf und der Gang sprang heraus.Um 10:00 tankten wir und fuhren dann nach Tamanrasset ein. Die Lkws stellten wir hinter der Stadt ab und Bernd und Peter fuhren mit dem VW zum Einkaufen.
Tamanrasset war unerwartet gut ausgestattet: Kino, Theater, ein Stadion und richtige Läden gab es dort. Sie kauften neben Kuchen und ganz frischem Brot -direkt aus der Backstube geholt- noch 20 Postkarten und Briefmarken.
Während ich auf die beiden wartete, reparierte ich endgültig die Lecks in den Verbindungen meiner Bremslust-Leitungen. Um die Gewinde abzudichten nahm ich kleine Stücke einer Plastiktüte anstelle von Hanf oder Dichtband. Anschließend nahmen wir gemeinsam einen Drink in einer riesigen, trotz der frühen Stunde bereits gut besuchten Kneipe in der Stadt. Auch unsere Postkarten schrieben wir hier, um der lieben Verwandtschaft zu Hause mitzuteilen, dass wir noch am Leben seien und uns guter Gesundheit erfreuten.
Bevor wir um ca. 13:15 Uhr endgültig weiterfahren konnten, musste Peter noch eine Herde Ziegen unter seinem Wagen wegscheuchen, die sich dort vor der gleißenden Sonne verkrochen hatten. Dies war allerdings keine einfaches Unterfangen: Immer wenn er sie auf der einen Seite vertrieben hatte, sind sie von der anderen Seite wieder unter den Lkw gehuscht. Noch nicht einmal das Anlassen des doch recht lauten Diesel-Motors beeindruckte die Tiere, so dass Peter schließlich langsam, vorsichtig anfuhr und die Ziegen sich somit im Freien wiederfanden.
Ab Tamanrasset gab es keine Straße mehr, nur noch Wellblech-Piste, so genannt, weil sie durch das Gewicht und die Vibration der darüber rollenden Fahrzeuge eine wellblechartige Struktur erhalten hatte. Das Fahren ist dadurch unangenehm, laut und nervenaufreibend. Auch das Material wird durch die ständigen Vibrationsbewegungen stark beansprucht.
Nach ca. 30 km löst sich die Verbindung zwischen dem Hebel und dem Allradgetriebe und ich kann nicht weiterfahren, da die Motorkraft nicht mehr auf die Räder übertragen wird. Schon nach einer knappen halben Stunde habe ich es geschafft, den Schaden zu beheben.
An einigen Stellen war die Piste hier 20 bis 30 Meter breit oder sie teilte sich in drei, vier oder noch mehr Einzelarme, die nach einiger Strecke (fast) immer wieder zur Hauptpiste zurückkehrten.
Nach ca. 50 Kilometern stoppten wir um 18:15 Uhr, aßen zu Abend (kalte Würstchen, Brot, Kuchen und Kaffee) und fahren eine Stunde später weiter. Das Wasserfass war zwischenzeitlich auch leckgeschlagen und wir mussten es so hinlegen und verkeilen, dass das Spundloch nach unten auf den Boden der Lagefläche wies. Jedes Mal, wenn wir Kühlerwasser auffüllen mussten, bedeutete das ordentlich Arbeit: Das schwere 200-Liter-Fass hochwuchten, umdrehen, Wasser zapfen und die gesamte Prozedur wieder zurück.
Uns fiel auf, dass es nachts wesentlich mehr Verkehr zu geben schien. Tagsüber begegnete uns nicht in einziges Fahrzeug, jetzt, in den Abendstunden hatten wir innerhalb einer Stunde bereits drei gesehen.
Ich war damals der Meinung, es sei besser für den Lkw, schneller zu fahren, zog daher immer ein Stück voraus (mit ca. 50-70 km/h) und wartete dann nach einer Weile auf die anderen. Obwohl bei dieser Geschwindigkeit das Lenken nicht so einfach war (die Vorderreifen berührten kaum den Boden), machte ich mir keine Sorgen, da es kaum etwas gab, wogegen man hätte stoßen können.
Plötzlich fanden wir uns mitten auf einer Straßenbaustelle wieder. Und das Ölfass, welches wir wegen eines Lecks an der Unterseite schon auf den Kopf gestellt hatten, hatte nun auch dort ein Loch und das Öl ergoß sich in breitem Strahl auf die Ladefläche. Leider konnten wir das erst feststellen, nachdem wir in der Dunkelheit die gesamte Ladefläche umgeräumt hatten.
Nachdem uns dann auch noch einige Arbeiter darauf hingewiesen hatten, dass wir auf dieser Baustelle überhaupt nicht fahren durften, wir aber im Dunklen die richtige Piste nicht finden, hielten wir nach einer Weile am Wegesrand und begaben und gegen 23:00 Uhr zur Ruhe.
Samstag, 19.4.80
50°C, sonnig, 181 km
Um 6:00 Uhr klingelte Peters Reisewecker und bereits eine Stunde später waren wir wieder unterwegs. Als Erstes mussten wir die Piste wiederfinden. Ich fuhr ein paarmal querfeldein und fand so Fahrspuren im Sand. Wir folgten dieser Spur, bis sie sich plötzlich gabelte. Nun fuhren wir getrennte Wege, Peter und Bernd ca. 300 Meter rechts von mir bis ich ein "Schild" fand, auf dem "IGZ 290" stand. Anhand der Karte interpretierten wir, dass der Grenzort nach Niger, In Guezzam, noch 290 km entfernt sein müsste.
Mehrmals blieb ich im feinen, tiefen Sand stecken, konnte -und musste- mich aber selbst wieder freifahren, da die anderen zwischenzeitlich kilometerweit entfernt, noch auf der Parallelpiste, fuhren. Durch die Fahrerei auf den Wellblech-Pisten in den vergangenen Tagen und das Freischaukeln aus dem Sand verliert ein Dieselfass seinen Verschluss und ca. 50 Liter fließen in die Wüste.
Dann blieb ich endgültig stecken, kam nicht mehr selbst frei, weil auch mein Anlasser nicht mehr richtig funktionierte. Da unser Werkzeug auf Peters Lkw in einem großen Kasten verstaut war, blieb mir nur Warten. Als die anderen dann endlich kamen, bearbeitete ich den Anlasser so lange mit einem großen Hammer, bis aller Sand, der sich zwischen die Kontakte gesetzt hatte, herausgerieselt war und die "Kiste" wieder ansprang. Inzwischen war es bereits halb zwölf und wir hatten gerade mal 70 Kilometer geschafft.
Kurs vor 13:00 Uhr machten wir halt, es ging einfach nicht mehr: Es war zu heiß! Wir spannten meine WK-II-Decke als Sonnenschutz auf und lutschten Salztabletten. Bernd schien einen Hitzschlag oder ähnliches zu haben, kein Wunder bei der Fahrerei in dem kleinen VW. Es ging ihm ziemlich dreckig und wir versuchten, ihm so gut wie möglich zu helfen. Während wir so unter den Lkws liegen und warten, dass es Bernd besser geht, stellte ich plötzlich mit großem Erschrecken fest, dass das Allradgetriebe meines Lkw nicht mehr von vier Halterungen, sondern nur noch von Zweien gehalten wurde. Eine Halterung ist aufgrund der Vibration gebrochen und könnte höchstens mit einem Schweißgerät repariert werden. Bei der anderen Halterung fehlten "nur" zwei Schrauben, daher musste ich irgendwo mindestens eine passende Schraube abbauen, damit das Getriebe nicht ganz runterfiel und der Wagen damit nicht mehr fahrtüchtig würde.
Aber erst mal warteten wir bis ca. 16:00, bis es etwas "kühler" wurde. Nach ca. einer Stunde hatte ich es dann geschafft, das Getriebe mittels zweier Wagenheber und zahlreicher Pallhölzer in die richtige Lage zu drücken und eine Schraube (die ich von der Stoßstange abmontiert hatte) einzudrehen. Nun hing das Ganze also an einer Original-Halterung und zwei Schrauben. Zwei andere Schrauben, die ich für losgerüttelt und verloren angesehen hatte, waren jedoch abgebrochen. so dass in diese Bohrungen auch keine "Ersatzschrauben" eingedreht werden konnten. Ich hoffte, dass meine Konstruktion, bei regelmäßiger Wartung und Kontrolle, die verbleibende Kleinigkeit von ca. 3.000 Kilometern überstehen würde. Nun aber weiter! Es waren nur noch 170 km bis zum Grenzort und gleich jenseits der Grenze, in Arlit, also außerhalb des prohibitionistischen Algerien, gab es endlich -hoffentlich kühles- Bier.
Abends um halb sieben fuhr Bernd sich mit dem VW fürchterlich fest, die Reifen waren bis zu den Radkappen versunken und der Wagenboden lag auf dem Sand auf. Kein Schieben half. Beim Versuch, ihn mit meinem Lkw freizuschleppen, riss auch noch mein gutes Patentseil, weil wir die Schlinge wegen eines abgebrochenen Schlepphakens um die scharfkantige Stoßstange des Käfer schlingen mussten. Wir versuchten einige Male, schwitzend und fluchend, den VW mit dem immer kürzer werdenden Seil freizubekommen. Auch das vorherige Freischaufeln der Frontpartie nützte nichts und so beschlossen wir, erstmal zu Abend zu essen und später weitere Versuche zu unternehmen. Beim Abendessen huschte ab und zu eine Wüstenmaus über unsere Decke.
Zwischenzeitlich kam noch ein Lkw der algerischen Armee vorbei und versuchte sein Glück. Da unser Seil inzwischen ziemlich kurz geworden war und die algerische Armee auch keine entsprechende Ausrüstung mit sich führte, gab der Soldat seine Versuche -mit einem Stück Stoff als Seilersatz- bald auf, bekam von uns noch ein paar Schlucke Wasser und fuhr weiter.
Nach dem Essen gruben wir unter dem Motorblock des VW ein Loch. Das war nicht ganz einfach, weil der feine Sand von den Seiten immer wieder nachrieselte. In das Loch stellten wir den Wagenheber und bockten den Wagen soweit auf, dass wir unser "Sandblech" unter die Hinterreifen schieben konnten. Dann fuhr Bernd den Käfer bis ans Ende des Bleches zurück und wir ebneten den Sand vorne etwas. Dann ging es mit Vollgas vorwärts, von Peters und meiner Muskelkraft unterstützt. Gute zehn Meter schaffte
Bernd so, saß dann wieder ferst, jetzt aber nicht mehr so tief.
Wir wiederholten also das Prozedere mit dem Blech und der Käfer kam frei! Bis wir alles Werkzeug wieder verstaut hatten und Bernd noch aus den Kanistern getankt hatte, war es auch schon 22:00 Uhr. Von Feierabend konnte aber noch keine Rede sein, denn jetzt hatte Peter seinen Lkw festgefahren. Er versuchte einige Male, ihn selbst freizubekommen, gab dann aber auf. Ich setzte mich hinter das Steuer, wandte in paar Tricks an (Lenkrad einschlagen, vor-und-zurück-schaukeln, etc.) und befreite ihn aus der misslichen Lage. Peter hatte es immer noch nicht geschafft, ein Gefühl für das Fahrzeug zu entwickeln, ebenso wenig, wie für die Situationen hier in der Wüste. Er wusste das und es bedrückte ihn sehr, besonders, wenn wir es ihn manchmal spüren ließen, wenn er sich besonders doof anstellte.
Da die Innenbeleuchtung sowohl in Peters, als auch in meinem Lkw (schon lange) defekt war, habe ich Peter die Taschenlampe überlassen und mich selbst auf das Dach des Führerhauses gesetzt, um im Schein der Begrenzungsleuchten die Notizen für diesen Bericht zu Papier zu bringen. Um die Scheinwerfer zu nutzen, hätte ich mich in den Sand setzen müssen, was ich wegen Skorpionee oder Sandflöhennicht wollte. Der Wecker wurde auf 5:00 Uhr gestellt und ich legte mich um ca. 22:30 Uhr unter meine Decke und schlief bald ein.
Sonntag, 20.4.80
50°C, sonnig, 110 km
Der Wecker tat pünktlich seine Pflicht und eine Stunde später, nach dem Frühstück (wieder mit Mäusen) fuhren wir weiter. Leider nicht sehr weit, denn Peter stellte plötzlich fest, dass er keinen Treibstoff mehr hatte. Nach dem Betanken sprang der Wagen immer noch nicht an, da die gesamte Anlage leergelaufen war. Ich versuchte, meinen Lkw vor seinen zu rangieren, wozu ich die an dieser Stelle recht schmale Piste verlassen musste. Dabei fuhr ich mich prompt fest und wir griffen wieder zur Schaufel.
Neben der anstrengenden Schaufelei in der schon recht heißen Sonne (um ca. 9:00 Uhr), nervten die Sandflöhe, deren Behausung ich wohl beim
Rangieren zerstört hatte und die nun ununterbrochen um uns herumschwirrten,
wesentlich schlimmer, als die Fliegen Zuhause.
Nachdem noch zwei Franzosen -vergeblich- versucht hatten, und zu helfen, schafften wir es nach zwei Stunden harter Knochenarbeit, freizukommen und fuhren weiter. Aber zu früh gefreut: Nach ca. 30 km tauchte das nächste Hindernis auf. Mitten in der schmalsten Stelle der Piste waren
zwei Franzosen mit einem vollbeladenen Trailer und gebrochener Achse liegengeblieben. Dort standen sie seit vier Tagen und warteten auf Hilfe. Wir unterhielten uns etwas mit den Pechvögeln und ich sah dabei an der Hinterradnabe einen Kilometerzähler. Das schien tatsächlich zu bedeuten, dass die Franzosen einen Auflieger gemietet hatten, um alle möglichen Waren quer durch die Sahara zu bringen und dann irgendwo zu verkaufen.
Wir suchten -vorsichtshalber zu Fuß- eine Ausweichpiste und fuhren dann weiter, nicht ohne uns vorher versichert zu haben, dass die Franzosen mit allem Notwendigen (Wasser!) versorgt und Hilfe unterwegs war.
Dann wurde wieder die Verbindung zum Allradgetriebe unterbrochen und ich stand! Also Bodenplatte im Führerhaus (über dem Getriebegestänge) abschrauben, Verbindung zusammenstecken, Platte drauflegen und weiter ging es. Allerdings nur, bis mich die heiße Luft, die nun aus dem Motorraum heraufwehte, so fertig machte, dass ich anhielt. Die Verbindung sprang mal wieder auseinander, wurde von mir festgedrückt und die Bodenplatte mit einer Schraube fixiert, damit sie nicht so laut klapperte und der Heißluftstrom (schätzungsweise 80-90°C) mich nicht zusätzlich zu der ohnehin nicht gerade kühlen Umgebung ausdörrte.
Noch zwei- oder dreimal musste ich die Verbindung wiederherstellen, dann hielten wir an, weil es schon wieder zu heiß wurde in unseren "Blechgefängnissen". Die meisten Fenster lassen sich zudem nicht richtig öffnen. Ein Hamburger Pärchen, welches wohl gerade eine Reparatur an seinem VW-Bus beendet hatte, spendierte eine Runde Zigaretten (wir besaßen nur noch ein paar einheimische Menthol-Stäbchen) und fuhr weiter.
Wir stellten ein Leck im Benzinfass fest, füllten den Rest in Kanister und ließen und dann in den Schatten fallen. Ungefähr 50 km sollten es noch bis zum Grenzort In Guezzam sein, wenn wir also gegen 16:00 Uhr losführen, sollten wir "zum Tee" dort eintreffen, wenn nichts dazwischen käme (Toi, Toi, Toi).
Wir fuhren dann doch schon um 15:00 Uhr weiter. Glücklicherweise war die Piste hier sehr gut, fest und breit, so dass wir nahezu mit Höchstgeschwindigkeit auf den Ort zufahren konnten. Wir freuten uns, endlich nach drei Tagen mit ausschließlich trocknem, staubigem Sand Menschen, Ruhe, Schatten und -hoffentlich- auch Wasser zu finden, und zwar mehr als die üblichen zwei Liter pro Tag, die in dieser anstrengenden, heißen Zeit sehr wenig waren.
Und wir hatten Glück: Zweimal am Tag wurde eine Pumpe in Betrieb gesetzt, um das Wasser aus großer Tiefe heraufzuholen. Gerade, als wir in In Guezzam ankamen, lief die Pumpe und wir sprangen -wie wir waren, mit Jeans und T-Shirt; Bernd sogar mit Mütze- unter den kühlen, frischen Wasserstrahl. Bis um 18:00 Uhr planschten wir nur so herum und genossen diese Erfrischung. Wir hatten ohnehin nichts Besseres zu tun, da wir den VW noch betanken mussten, der Tankwagen aus Tamanrasset jedoch noch nicht eingetroffen war.
Wir halfen noch einem Hamburger bei seinem Reifenwechsel und aßen dann zu Abend, zusammen mit einem französischen Pärchen. Bevor wir schlafen gingen, unterhielten wir uns noch lange mit den beiden und auch mit einem Grenzsoldaten, der dienstfrei hatte und uns -zu "leicht" überhöhten Preisen- ein paar Schachteln Zigaretten verkaufte.
Montag, 21.4.80
50°C, sonnig, 9 km
Um 7:00 Uhr wachten wir auf. Von selbst, nicht, wie sonst, vom Wecker hochgescheucht. Wir wuschen uns und frühstückten, wieder zusammen mit den Franzosen. Es gab unter anderem Grießbrei und echten Kaffee, nicht unsere übliche Instand-Plörre.
Anschließend versuchte ich, meinen Lkw wieder einigermaßen in Schuss zu bekommen, vor allem das Gestänge zum Allrad-Getriebe. Es gelang mir -mangels der notwendigen Ersatzteile, nur einigermaßen, aber ich war unter diesen Umständen relativ zufrieden. Da es, als ich endlich fertig und gründlich gewaschen war, schon wieder zu warm für die Weiterfahrt war, legten wir einen "Sonntag" ein, setzten uns für einen halben Tag unter die Lkws, knobelten, lasen, aßen frische Tomaten, Ananas und Fladenbrot.
Wir erfuhren jetzt, kurz bevor wir Algerien verlassen wollten, dass die algerische nicht mit der tunesischen Zeit -auf die unsere Uhren noch eingestellt sind- übereinstimmt. Um 16:00 Uhr Ortszeit(!) wurde die Pumpe wieder angestellt und wir "duschten" nochmals, bevor wir eine halbe Stunde später die paar Meter zur Grenzstation fuhren.
Doch hier schlug die Bürokratie wieder zu: Wir sollten zurück nach Tamanrasset und unsere Pässe dort bei der Polizei abstempeln lassen. Ohne diesen Stempel könnten wir nicht ausreisen, belehrte uns ein Grenzpolizist. Wir waren wie vor den Kopf geschlagen, drei Tage zurückfahren, Stempel besorgen und wieder drei Tage hierher zurück - NEIN DANKE!
Erst als wir dem Grenzbeamten mit freundlicher dolmetscherischer Unterstützung eines unserer französischen Freunden klargemacht hatten, dass wir nicht
wussten, in Tamanrasset einen Stempel holen zu müssen (wir waren in "Tam" übrigens sogar bei der Polizei gewesen, um eine Ausunft einzuholen), wurden wir durchgelassen. Allerdings erhielten wir keinen Ausreise-Stempel, was faktisch bedeutete, dass wir ausgewiesen worden waren und nie(?) wieder einreisen dürften.
Nachdem wir den Gram, nicht wieder nach Algerien zu dürfen, abgeschüttelt hatten, machten wir uns frohen Mutes auf den Weg, allerdings nicht sehr weit, da wir Bernds VW aus dem Sand befreien mussten. Einige Minuten später kamen wir dann gar nicht mehr weiter, weil der VW-Bus des -uns ja bereits bekannten- Hamburger Pärchens in einer Sandwehe mitten auf der Piste steckte. Dahinter warteten bereits zwei andere Lkws.
Wir halfen zuerst, den Bus wieder flott zu bekommen, dann halfen uns die Hamburger, Bernds Käfer wieder auszugraben, indem sie uns ihre (richtigen) Sandbleche liehen. Damit die Reifen zukünftig nicht mehr so leicht einsanken, senkten wir den Reifendruck mit Hilfe des Manometers einer Fusspumpe auf ca. 1 Atü. Inzwischen war es dunkel geworden und wir beschlossen, die Reise für diesen Tag zu unterbrechen (Tolle Leistung: 9 km). Wir schnorrten uns etwas Pulverkaffee von den Hamburgern, aßen zu Abend (Hamburger aus der Dose, kalt) und begaben uns zur Ruhe. Da es mir in der Kabine zu stickig und meine Ladefläche ölverschmiert war, legte ich mich auf Peters Lkw. Der Wecker war wieder auf 5:00 Uhr gestellt.
Wenn Sie noch nicht genug haben, hier geht’s zum zweiten Teil!
Vorbemerkungen
Diese Tour haben wir mit Anfang 20 im Jahre 1980 gemacht. Daher erscheint die hier benutzte Sprache viel;leicht altertümlich und nicht mit heutigen "Regeln" vereinbar. Aus Gründen der Authenshytizität habe ich auf eine Modernisierung verzichtet. Auch die Bilder -soweit sie nicht dem Sand oder den Behörden zum Opfer gefallen sind- entsprechen in keiner Weise den heutigen Anforderungen, ich hoffe dennoch, dass sie einen Eindruck von den Situationen vermitteln können. Viel Spaß beim Lesen
Angefangen hatte es eigentlich als wirkliche "Schnapsidee":
Eines Tages trafen wir -das sind Peter; Bernd und ich- uns in schon recht angeheitertem Zustand in der berühmt-berüchtigten Hamburger Diskothek "Grünspan". Peter hatte irgendwo von Sahara-Durchquerungen per Lkw gelesen und, dass man mit dem Verkauf von Lkws dort sehr viel Geld verdienen kann. Im weiteren Verlauf des Abends (oder war’s schon morgens) fiel die Entscheidung: "Das machen wir auch!".
Da nur ich bereits den Lkw-Führerschein besaß, musste Peter noch schnell mal zur Fahrschule. Blind wie ein Maulwurf, schaffte er schon den Sehtest nicht. Also verglichen wir -Peter und ich- unsere Fotos in den Personalausweisen, fanden auch andere Leute, die bestätigten, dass man auf den schon recht alten Fotos nicht mehr sagen könne, wem welcher Ausweis gehört und so machte ich -mit seiner Brille auf der Nase- den Sehtest für ihn, ohne irgendein Probleme .
Während Peter sich noch mit Theorie und Praxis des Führerscheins abmühte, hatten wir noch ein nicht unerhebliches Problem zu lösen: "Wer soll das alles eigentlich bezahlen??"
Wir fanden Kontakt zu einer Firma, die hauptsächlich mit Südamerika Geschäfte machte, z.Zt. aber zwei Lkws unverkäuflich auf dem Hof stehen hatte. Wir schwärmten der Inhaberin vor, wie phantastisch doch diese Chance für sie wäre und - sie willigt ein !
Wir stellten einen Katalog mit Dingen zusammen, die noch benötigt wurden, was repariert und erneuert werden musste, was montiert oder als Zusatzausrüstung beschafft werden musste.
Leider merkten wir erst, als wir losfahren wollten (besser gesagt, dringendst losfahren mussten, um die gebuchte Fähre in Genua noch zu bekommen), dass die meisten dieser Forderungen nicht, falsch, ungenügend oder schlampig erfüllt worden waren. So entstand der Grundstock für die sich im Laufe der Reise kontinuierlich verlängernde Mängel-Liste (pdf).
Während wir uns also der Illusion hingaben, die Eigentümerin und einzige Mitarbeiterin der besagten Firma arbeite gewissenhaft unsere Listen ab, besorgten wir uns die notwendigen Impfungen, beantragten und erhielten das Visum für Algerien, versuchten, uns noch ein paar Kenntnisse anzulesen und kauften eine Karte (die einzige seinerzeit erhältliche) von Nord-Afrika.
Peter widmete sich vorzugsweise der Reiseapotheke. Selbstverständlich wurden auch die persönlichen Papiere weiter vervollständigt und ein Internationaler Führerschein besorgt.
Am 9.4.1980 fuhren wir dann zu Dritt nach Heide, Holstein um nach dem ersten und zweiten Erschrecken die Lkws und zahlreiche weitere Unterlagen zu übernehmen und nach Hamburg zu Peter zu fahren. Das unsynchronisierte Getriebe machte mir anfangs (Peter die gesamte Fahrt) etwas Mühe, aber wir kamen heil am "ersten Etappenziel" an.
Donnerstag, 10.4.80
5-10°C, Regen und Schnee, 836 km
Um ca. 02:15 Uhr fuhren Peter und ich mit den Lkws los. Bernd wollte mit dem VW-Käfer, den wir auch in Afrika verkaufen sollten, später nachkommen. So hatte er noch Zeit, letzte Besorgungen zu erledigen und uns langsame Lkw-Kutscher (Spitze ca. 70 km/h) dann am Grenzübergang nach Österreich zu treffen.
Peter und ich fuhren also um ¼ nach 2 in Hamburg los, um nicht zuviel Zeit im Berufsverkehr zu verlieren, da wir pünktlich um 12 Uhr am Samstag in Genua auf die Fähre rollen mussten.
Um 6 Uhr machten wir eine Stunde Pause in Seesen. Diese Pause brauchte ich dringend, da in meinem Lkw die Heizung nicht funktionierte. Um nicht völlig vor Kälte zu erstarren, hatte ich meine Beine schon in eine alte Wolldecke (aus dem 2. Weltkrieg) gewickelt -was das Fahren etwas erschwerte- und meine Hände hatten sich in den Ärmeln der Strickjacke verkrochen (ich hatte es bei einer Fahrt in die Sahara eigentlich nicht für nötig gehalten, Handschuhe mitzunehmen).
Um 7:00 fuhren wir im Schneeregen weiter. Die Kälte, die Störungen im Radio (nicht funkentstört) und das Schalten mit dem noch ungewohnten, nicht synchronisierten Getriebe sind Ärgernis, aber auch einzige Abwechslung. Nach dem zweiten Frühstück, nach Waschen (wir uns) und Tanken (die Lkws), ging dann gegen halb zwölf "on the road again" bis zur Raststätte Illertal, wo wir gegen 10:00 Uhr eintrafen.
Glücklicherweise sind wir auf der ganzen Tour nicht von der Polizei oder der BAG angehalten worden, da wir weder den Fahrtenschreiber angeschaltet, noch die gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten haben. An diesem ersten Tag sind wir in ca. 17 Stunden ganze 835 Kilometer gefahren. Erlaubt wären 450 km in 8, maximal 9 Stunden.
Nachdem wir zwei Stunden geschlafen hatten und Bernd immer noch nicht da war, rief Peter in Norderstedt an und erfuhr, dass sich Bernd aus einem Ort, ca. 300 km von hier, gemeldet hatte. Wir warteten noch bis halb eins und versuchten dann trotz der Kälte im Führerhaus ein wenig zu schlafen.
Freitag, 11.4.80
ca. 10°C, heiter, 410 km
Um 3:45 kam Bernd dann endlich an, er hatte sich zwischendurch auch ein Schläfchen gegönnt. So konnten wir uns zusammen auf den Weg machen und kamen um 7:00 Uhr an der österreichischen Grenze in Kiefersfelden an, wo wir frühstückten und uns wuschen. Bernd fuhr bald schon weiter, um noch einige Besorgungen zu machen und uns dann am Brenner wieder zutreffen.
Leider klappte es mit der Zollabfertigung nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben: So gegen halb zehn hatten wir endlich -mit viel Rennerei- unsere AE abgefertigt, als uns ein Zöllner eindringlich warnte, ohne T2 nach Italien einzureisen. Wie sich später herausstellte, war diese die T2 völlig unnötig.
Wir fuhren also zurück, um bei einem an der Grenze arbeitenden Spediteur die T2 aufmachen zu lassen. Denks’te: Für ein solches Formular muss eine Sicherheit (Kaution) geleistet werden. Eine Bar-Bürgschaft wollten wir nicht hinterlegen, da diese auch dort wieder abgelöst werden muss, wir jedoch nicht wieder nach Kiefersfelden, sondern weiter nach Italien fahren wollten. Also brauchten wir über DM 6.000,00 eine fernschriftliche Bankgarantie.
Wir telefonierten mit der Firma in Heide, diese mit der Bank. Wir warteten, telefonierten wieder, warteten, warteten, warteten und warteten. Endlich kam das langersehnte Telex. Jetzt mussten wir uns nur noch eine Bescheinigung besorgen, dass der Diesel in unseren Tanks verzollt ist. Die von vorher ausgefüllte und abgestempelte "Warenerklärung für Dieseltreibstoffe" sollte zuerst nicht anerkannt werden. Mit Hilfe des Spediteurs gelang es uns dann doch, eine erneute Verzollung unseres Treibstoffes zu vermeiden.
Um 16:00 Uhr konnten wir weiterfahren. Von den landschaftlichen Schönheiten bemerkten wir nicht viel, das Wetter war zu diesig und wir hatten auch keine Zeit mehr, irgendwo eine Rast einzulegen.
Am Brenner stand Bernd und fluchte! Er stand sich schon seit neun Stunden die Beine in den Bauch, so lange hatte unser Zoll-Trouble alles in allem gedauert. An der Maut-Stelle bringt Peter dann den gesamten Betrieb durcheinander, weil er für uns alle, zu Fuß, die "Autobahn-Eintrittskarten" holen wollte. Die Anlage funktioniert aber nur, wenn tatsächlich ein Fahrzeug vorfährt und Peter schafft es, alle drei vorhandenen Automaten außer Betrieb zu setzen, weil Induktionsschleifen bedauerlicherweise nicht auf Menschen reagieren. Ein Angestellter behebt den Schaden wieder, nicht ohne Peter vorher einen gehörigen Rüffel verpasst zu haben.
Schon haben wir das nächste Problem: Ich habe keinen Diesel mehr im Tank. Mit Hilfe eines -mit 5 Metern entschieden zu langen- Schlauches füllen wir etwa 10 Liter aus Peters Tank in einen alten Ölkanister und von dort mittels einem Stück Pappe (als Rinne) in meinen Tank. Dann geht’s weiter.
In Italien tanken wir, essen und besprechen die weitere Strecke. Von ca. 21:30 bis 2:00 nachts fahren wir noch ein paar Kilometer, bevor wir uns für ca. 1½ Stunden auf einem Parkplatz zum Schlafen legen. Beim Einschlafen dachte ich belustigt daran, dass Peter Glasperlen, Spiegel und ähnliches Zeug mitgenommen hat, um es in Afrika einzutauschen, vielleicht hofft er sogar auf ein "Abenteuer" mit einer schwarzen Schönheit.
Samstag, 12.4.80
15°C, sonnig, 239 km
Um ca. halb drei ging es weiter. Wir hatten zwar noch eine gehörige Strecke vor uns, aber bis Genua kamen wir gut durch. Dort führte die Autobahn, beide Spuren unabhängig, manchmal kilometerweit voneinander entfernt (sowohl vertikal, als auch horizontal) direkt durch die Stadt. Die Trasse wurde nicht ebenerdig, sondern ca. 100 Meter über den Häusern, über Brücken und Überführungen, kurvenreich, einmal an Felsvorsprüngen vorbei, dann wieder über Schluchten und Einschnitte hinweg geführt.
Leider verpassten wir die richtige Ausfahrt und müßten direkt in der Stadt ein paar "U-Turns" drehen, rücksichtslos gegen kleinere Fahrzeuge, da man sonst kaum vorankam.
Plötzlich blieb Peter stehen -mitten auf einer Kreuzung! Kein Sprit mehr! Nach seiner Beteuerung, der Tank sei noch halbvoll und nach seinem enttäuschten Blick in denselben, hängen wir die Lkws mittels einer Abschleppstange hintereinander und ab geht die Post. Zwischenzeitlich drängt die Zeit, wir müssen zum Fähranleger.
Wir fragten mehrmals nach dem Weg und fanden uns plötzlich vor einem von wild gestikulierenden Karabineri abgeriegelten Parkplatz. Man gab einen Empfang, mit militärischer Parade und allem Brimborium. Radebrechend machten wir dem Beamten klar, dass er uns nur dann loswerde, wenn er uns genau auf diesem Platz wenden lasse. Das sah er ein, wir fuhren eine Schleife, fanden dann gleich eine Tankstelle und Peter konnte mit eigenem Motor die Fahrt fortsetzen.
Nach Plan mussten wir über eine Brücke, die allerdings laut dem davor stehenden Schild nur für max. 2 Tonnen zugelassen war. Ein italienischer Trucker hinter uns winkt uns jedoch aufmunternd zu und so fahren wir -unsere beiden 7,5-Tonner und der Italiener mit seinem Lkw- über dieses Bauwerk und kommen endlich in den Hafen, wo es von Schiffen, Lkws, Pkws, Zöllnern und anderem Volk nur so wimmelt.
Nach wiederholten Rennereien -Konnossemente mussten beantragt, andere Papiere besorgt und 60.000 Lira gezahlt werden- sind wir kurz nach 9:00 mit dem Papierkram soweit fertig. Lediglich die Konnossemente mussten wir noch abholen, nachdem die Lkws auf dem Schiff sind. Das sollte allerdings erst in etwa fünf Stunden -gegen 14:00 Uhr- der Fall sein.
Nach der anstrengenden, ungewohnten Fahrt von Hamburg bis Genua waren wir froh, uns mal ganz ohne Zeitdruck in einen Lkw setzen zu können und ein paar von den mitgebrachten Bieren zu trinken.
Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen haben, merken wir die Biere sehr bald und beschließen, uns die Beine in der Stadt zu vertreten, Postkarten und Zigaretten zu kaufen. Die Stadt ist ebenso chaotisch, wie der Hafen: Wäscheleinen hängen über die Straßen, Autos parken kreuz und quer, einige Häuser sind förmlich an den Felsen "geklatscht".
Gegen Mittag sind wir wieder zurück zum Hafen gegangen und durften dann auch langsam näher an das Schiff heranfahren. In Dieselqualm und direkter Sonneneinstrahlung warten wir, ziehen einen Meter vor, warten wieder, fahren ein Stückchen und warten erneut.
Dann fuhr Peter endlich an Bord. Ich wurde nicht durchgelassen, weil mein Pass noch im Reederei-Büro liegt. Ich stieg also aus, rannte zum Reedereikontor, legte meine Bord-Karte vor, bekam Peters und meinen Pass, rannte zum Zoll, bekam dort die erforderlichen Stempel (obwohl der Zöllner Peter nie gesehen hatte) und konnte dann zusehen, wie ein Angestellter meinen Lkw an Bord brachte.
Nachdem wir dann auch noch die T2 erledigt hatten, sind wir -erschöpft, wie wir waren, gleich in unsere 1. Klasse-Kabinen gegangen, haben ausgiebig geduscht und uns umgezogen. Danach blieb uns Zeit für einen letzten Blick von der Fähre auf den Hafen von Genua.
Die Überfahrt war ruhig und vor allem billig, weil die Verpflegung im Preis inkludiert war. Es gab sowohl abends, als auch am nächsten Morgen ein Menü mit je fünf oder sechs Gängen. Wir unterhielten uns noch mit einigen Lkw-Fahrern, die diese Überfahrt häufiger machten und alle in die Gegend von Sfax an der Ostküste von Tunesien wollten.
Sonntag, 13.4.80
15°C, sonnig, 230 km
Nach einer erholsamen Nacht und einem geruhsamen Vormittag an Bord kommen wir gegen 11:00 Uhr in La Goletta, Tunis an. Schon im Hafen tauchten die ersten Schwierigkeiten auf: Der Zoll war an Sonntagen nur für Pkw geöffnet und man sagte uns, wir hätten hier bis Montag zu warten. Da wir weder Lust hatten, die Lkws einfach stehen zu lassen, noch einen ganzen Tag in der ziemlich tristen Hafenstadt zu vertrödeln, versuchten wir, doch noch irgendwie hinauszukommen.
Ein netter Zollbeamter hatte dann ein Einsehen und stellte uns einen provisorischen "Transit-Tages-Schein" aus, der allerdings nur für diesen einen Tag - also bis Mitternacht- galt. Das bedeutete für uns, die gut 550 km bis zur tunesisch-algerischen Grenze in knapp sechs Stunden schaffen zu müssen. Und das bei -wie erwähnt- 70 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Als erstes mussten wir jedoch tanken. Für die DM 200, die Bernd bereits getauscht hatte, mussten wir 600 Liter Diesel -für die Lkws und das Reserve-Fass- und Benzin für den VW bekommen.
Im Laufe der Nacht machten wir zweimal Pause, das erste Mal essen wir zu Abend (Dosenfisch aus unserem reichlichen Konserven-Vorrat) und schlafen anderthalb Stunden. Da uns nach einigen Stunden wieder fast die Augen zufallen, nutzen wir auch die zweite Pause für ein Schläfchen (3 Stunden).
Plötzlich hielt Peter an und winkte uns zu seinem Truck. Unsere Befürchtungen erweisen sich als unbegründet, er wollte uns nur hören lassen, dass er in seinem Autoradio das ARD-Nachtprogramm von NDR/WDR 2 empfing.
Montag, 14.4.80
20°C, sonnig, 424 km
Bei einer Gabelung werden wir von der Polizei angehalten. Verunsichert stoppen wir. Doch sie suchen nur eine Mitfahrgelegenheit für einen ihrer Kollegen. Bernd willigt ein, nimmt den Beamten mit und hat etwas Gesellschaft. Allerdings sehr wortkarge Gesellschaft, wie er uns später berichtet.
Die Grenze zwischen Tunesien und Algerien erreichen wir gegen 10:00 Uhr, also zehn Stunden zu spät. Wir berichten dem Zöllner von einer Panne und werden ohne Probleme abgefertigt, erhalten die Stempel in die Pässe und sehen noch bei der Abfertigung eines Algeriers und seiner fünf Frauen zu: Er legt alle Pässe vor, die Frauen, alle mit Shador tiefverschleiert, werden weder beachtet, geschweige denn kontrolliert.
Nachdem uns das Tor auf der tunesischen Seite der Grenze geöffnet wurde, fuhren wir knapp 3 km durch das "Niemandsland" zwischen Tunesien und Algerien. Hier sah es aus, wie eine sehr lange, aber schmale Müllkippe, überall an der Straße lagen alte, ausgeschlachtete Autowracks und anderer Gerümpel.
Auf der Seite von Algerien füllen wir beim Grenzposten die üblichen Formulare aus und warten dann geraume Zeit auf die weitergehende Abfertigung.
Wir mussten sämtliche Devisen angeben, über die wir verfügen und verpflichten, bei jedem Umtausch eine offizielle Unterschrift einzuholen. Falls wir diese Unterschriften bei der Ausreise nicht vorweisen können: Oh weh. Zudem wird uns noch eine Versicherung -wofür oder wogegen auch immer- "aufgezwungen", die sieben Tage gültig ist und 55 Dinar kostet. Gegen Mittag sind wir glücklich mit allen Formalitäten fertig und dürfen weiterreisen.
Über El Qued, wo wir tankten und auch "Trinkwasser" bekamen, fuhren wir weiter bis Touggourt. Dort suchten Peter und Bernd das örtliche Luxus-Hotel auf, wurden aber mit der Begründung abgewiesen, es sei kein Zimmer mehr frei. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass unser mittlerweile nicht mehr ganz porentief reines Äußeres einen gewissen Einfluss auf diese Antwort hatte.
Die beiden versuchten ihr Glück noch bei zwei weiteren "Hotels", die uns jedoch nicht zusagten: Ein großer, fensterloser Raum mit Lehmboden, in welchem alle Hotelgäste gemeinsam auf den Boden schlafen durften. Und dafür noch bezahlen: Nein Danke!
Währenddessen war ich bei den Fahrzeugen geblieben und hatte versucht etwas zu lesen, wenn mir nicht gerade ein Salamander (oder ähnliches Getier), Hasch oder Dinge, die ich nicht verstand, zum Kauf angeboten wurden.
Da wir bei unserer Hotelsuche nicht erfolgreich waren, kauften wir noch eine Flasche Brause und ein Baguette und fuhren aus der Stadt in die steppenartige Wüste, essen auf der Ladefläche von Peters Lkw und trinken in aller Ruhe unsere letzten drei Dosen Bier. Dann begeben wir uns zur Ruhe.
Was dieses Land, bzw. die Landschaft so interessant macht, sind die abwechslungsreichen Bilder der Umgebung: An einer Stelle ist die Straße (und die Telegrafenmasten) meterhoch vom Sand zugeweht und an der nächsten "Ecke" sieht man einen Teich mit dichtem Schilfbewuchs und Palmen. An anderen Stellen gibt es tiefe Sandtrichter, die immer wieder leergeschaufelt werden müssen, damit die darin wachsenden Palmen überhaupt an Wasser herankommen und die Menschen somit etwas zu Essen haben.
Ebenfalls interessant sind die verstreuten Hütten, kilometerweit vom nächsten Nachbarn entfernt. Auch das Nebeneinander modernster Technik (Antennenanlagen) und primitiver Lehmhütten kann Interesse wecken und gleichzeitig erschrecken. Aufregend dagegen das paradoxe Miteinander von einerseits tiefverschleierten und andererseits hoch-modisch, europäisch gekleideter Frauen, von denen einige wirklich absolut top aussehen.
Was hier jedoch schon fast zur Phobie werden kann, ist der puderfeine Sand -besser Staub- der überall eindringt. Manchmal kann man keine 50 Meter weit sehen, so staubig ist die Luft, besonders bei dem recht kräftigen Wind (ca. 5-6 Bft)
Vor dem Schlafengehen habe ich daher versucht, mein defektes Ausstellfenster zu verkleben, diesmal nicht wegen der Kälte, wie in "Old Germany", sondern gegen den Sand, der allerdings trotzdem durch jede noch so kleine Ritze eindringt (sogar bis in die Zahnpasta-Tuben!)
Dienstag, 15.4.80
15°C, regnerisch, 555 km
Als ich aufwachte, regnete es. Um 8:00 Uhr fuhren wir weiter. Das Wetter besserte sich im Laufe des Tages. Ab und zu stehen mitten in der Wüste am Straßenrand Verkäufer, die junge Hunde, Steine und ähnliches Zeug an den Mann zu bringen versuchen. Manchmal lag ein toter Esel oder ein verendetes Kamel am Straßenrand und verweste vor sich hin. An anderen Stellen sah man von Geiern oder anderen Aasfressern abgenagte und von Wind, Sand und Sonne gebleichte Schädel herumliegen (wie im Film).
Ungefähr 20 km vor Ouargla sahen wir vielleicht ein Dutzend Männer mitten in der Wüste stehen und Sand sieben. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung, wozu das gut sein sollte.
Wir erreichen Ouargla und wollen tanken. Im ganzen Ort gibt es leider keinen Tropfen Diesel. Nachdem ich mich kurz mit einem Münchner unterhalten hatte, der mit einem alten Bundeswehr-Lkw (mit Plane) unterwegs ist, den er gold-Oliv-grün gestrichen hat, fahren wir weiter.
In Ghardaia aßen wir in einem Restaurant einigermaßen gut für umgerechnet DM 60. Anschließend verbrachten wir eine ganze Stunde mit Tanken. Wir brauchten für alle Tanks und die Reservefässer immerhin insgesamt ca. 750 Liter, den Liter Diesel zu umgerechnet DM 0,40, Normalbenzin zu DM 0,70.
Peter will danach unbedingt in ein Hotel, um zu Duschen und die Nacht dort zu verbringen. Meines Erachtens hatten wir gar nicht so viel Zeit, alle zwei Tage stundenlang nach einem Hotel zu suchen, welches auch Peters gehobenen Ansprüchen entsprach, nur um seinem Reinlichkeitsfimmel zu huldigen. Wir machen immerhin keine Ferienreise, sondern stehen auch unter Zeitdruck, da wir das uns für diese Reise anvertraute Geld nicht nur für unsere eigene Bequemlichkeit und unsere eigenen Vergnügungen ausgeben sollten. Und jeder Tag kostete nun mal Geld.
Als wir gegen 19:00 Uhr endlich weiterfuhren, schien die Sonne wieder. Dadurch verloren wir wieder Zeit, da Peter alle paar Meter anhielt, um Fotos zu machen, z.B. von dem schroff abfallenden Felsen auf die im Tal liegende Stadt Ghardaia, zugegebenermaßen ein reizvollen Motiv ist.
Wir fuhren noch weiter und stellten unsere "Wagenburg" um ca. 21:30 Uhr auf. Peter wollte sich nun endlich waschen, und zwar ganz, obwohl wir am nächsten Tag nach El Golea kommen wollten, wo sich ganz in der Nähe eine warme Quelle befinden sollte, die zu einem Bad einlud. Das hatte mir jedenfalls der Münchner mit seinem Bundeswehr-Lkw erzählt.
Mittwoch, 16.4.80
35°C, sonnig, 465 km
Um 8:15 Uhr sind wir aufgebrochen, auch hier lagen Autowracks an der Straße, die allerdings völlig ausgeschlachtet sind. Es war nicht mehr das kleinste Fitzelchen Stoff oder auch nur eine Schraube vorhanden. Manchmal konnte man das, was da am Straßenrand lag, gar nicht mehr als Auto erkennen, nicht mal mehr als Chassis oder Autogerippe. Oft waren es nur ein paar, wie zufällig zusammenhängende Blechteile, die wohl nur noch dort lagen, weil niemand ein Schweißgerät besaß, um sie in transportable Stücke zu zerschneiden.
Um 09:30 Uhr erreichen wir El Golea, ein Ort, bei dem die Vegetation plötzlich, wie mit dem Lineal gezogen, begann. Auf dem Bazar im Ort, auf dem es wirklich so zuging, wie man es sich immer vorstellt, kauften Bernd und ich Brot, Tomaten und Orangen, kippten etwas Motoröl in die Maschinen der Lkws, Tankten für 40 Dinar und fuhren ungefähr zehn Kilometer weiter, wo wir an einem See anhalten.
Dieser See war sehr denkwürdig: Am Rand eine ebenso schmale wie üppige Vegetationszone, dahinter nur Sand. Der See selbst war an seiner tiefsten Stelle vielleicht 20 cm tief, also fast nur eine größere Pfütze.
An diesem schönen Ort frühstückten wir und wuschen uns, was nicht ganz einfach war, da das Wasser zwar klar, der Boden des Sees jedoch mit Schlick bedeckt war. Daher musst man aufpassen, keinen Schmutz aufzuwirbeln. Peter hatte mal wieder Angst, sich irgendwelche Krankheiten oder Würmer zu holen und sich deshalb nur mit Trinkwasser aus unseren Kanistern gewaschen.
Nach dieser ausgiebigen Pause ging es um 12:00 Uhr weiter, aber leider nur ungefähr zehn Kilometer. Da stellte ich nämlich fest, dass eine der Hinterradbremsen an meinem Lkw heissgelaufen war und der Reifen anfing zu brennen. Nachdem ich dies bemerkt habe -als die Luft aus dem Reifen zischte- hielt ich an und löschte zuerst notdürftig mit einem Pulverlöscher, dann mit Wasser (aus dem 200-L-Fass auf meiner Ladefläche mit Hilfe eines Schlauches). Mit dem Wasser habe ich auch die Bremsbacken gekühlt.
Bernd und Peter merkten nicht, was passiert war und kamen erst nach ca. 20 Minuten zurück. Wir bauten den defekten Reifen, um dann festzustellen, dass die Bremstrommel festsaß. In der Zwischenzeit hatte auch ein Einheimischer mit seinem Truck gehalten, um uns zu helfen. Dies scheiterte aber an den Sprachschwierigkeiten.
Es stellte sich heraus, dass der Bremszylinder "im Eimer" war. Da dieser Lkw getrennt gebremste Hinterräder hatte -was vergleichsweise selten bei Fahrzeugen diesen Alters der Fall ist- beschloss ich, mit einem einseitig bremsenden Lkw weiterzufahren. Das Risiko schätzen wir gering ein, da einerseits keine nennenswerte Ladung transportiert wurde und andererseits die "Straßen" nicht so überfüllt waren, dass es groß auf den Bremsweg ankam. Nachdem wir einen Ersatzreifen und den noch intakten wieder zu einem Zwillingsreifen montiert hatten, ging es um ca. 14:45 Uhr weiter.
Plötzlich wurde die Straße so schmal, dass man bei Gegenverkehr auf den Seitenstreifen ausweichen musste. Die Wüste war hier nicht mehr gelb, sandfarben, sondern grau: Grauer Schotter lag überall, gleichmäßig verteilt. Ohne Unterbrechungen grauer Schotter, nur in Kurven konnte sich das Auge an den weißen Begrenzungspfählen erholen. Einen anderen Sinn konnten diese Pfähle nicht gehabt haben, denn es wäre eigentlich völlig egal, ob man auf oder neben der Straße fährt.
Um die Langweile dieses Streckenabschnittes zu kompensieren, habe ich beim Fahren ein paar Kapitel meines Buches gelesen und trotzdem fast alle Schlaglöcher rechtzeitig erkannt und umfahren. Schlaglöcher waren auch das einzige, worauf man achten musste: Gegenverkehr -wenn er denn mal vorkam- sah man bereits kilometerweit vorher und konnte sich dann ganz in Ruhe darauf einstellen.
Plötzlich: Ein Schild "Gefälle" und die Straße windet sich sanft von der grauen Hochebene in eine weite, sandfarbene, bräunlich-gelbe Ebene hinein. Hier gab es auch wieder die Sanddünen (Sable). In einer davon blieb Bernd mit seinem Käfer stecken, weil er ein Umleitungsschild übersehen -oder nicht ernst genommen- hatte.
Mit etwas Mühe haben wir den VW rausgeschoben und sind weitergefahren bis Ain Salah. Dort haben wir getankt, vergeblich ein Restaurant gesucht und hungrig weitergefahren.
Unser Nachtlager schlugen wir ca. 20 km hinter Ain Salah auf, machten eine Dose Eintopf heiß, aßen diese mit Brot und gönnten uns zum Nachtisch noch einige Pfirsiche aus der Büchse. Dazu gab’s Peters Vitaminbrause. Die gesamte Mahlzeit knirschte beim Kauen, da selbstverständlich der Sand nicht vor unseren Töpfen und Dosen haltmachte. Um 22:00 Uhr legten wir uns hin und schliefen bald ein.
Donnerstag, 17.4.80
40°C, sonnig, 506 km
Um 6:30 Uhr weckte Bernd uns auf. Er hatte in seinem VW einen Wasserkanister als Kissen zweckentfremdet und dieser war ausgelaufen (Überschwemmung in der Wüste). Bernd musste den Wagen förmlich ausschöpfen. Während seine Sachen trockneten, machten wir unsere Morgentoilette und frühstückten.
Um 8:30 Uhr ging es dann weiter. Hinter dem Ortsschild Arak gab es ein "Café": Eine Wellblech-/Lehmhütte übelster Art mit einem uralten Tisch davor. Genau gegenüber ein zweites "Café" gleicher Bauart, ansonsten ist von dem Ort Arak nichts zu sehen.
Wir fahren weiter durch ein ausgetrocknetes Flussbett (Wadi). Als es hier noch Wasser gab, hat der Fluss sich ca. 100 Meter tief in den Felsen gefressen und eine Schlucht hinterlassen. Die Temperaturunterschiede und der Wind haben zusammen mit Sand das übrige getan, bizarre, oft an Figuren erinnernde Felsblöcke und -Formationen zu hinterlassen.
Dann, endlich nach ca. 15 km erreichten wir den eigentlichen "Ort": Eine Tankstelle und ein weiteres "Gebäude". Da wir die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten schnell abschlossen, hatten wir noch genug Zeit zum Tanken. Um 13:15 Uhr fuhren wir weiter, jetzt auf einer zweispurig ausgebauten Straße mit Mittelstreifen. Nach weiteren drei "Cafés" schien der Ort zu Ende zu sein und wir fuhren weiter durch die Schlucht, bis sich der Fels allmählich nach beiden Seiten verlor und wir wieder die Ebene vor uns hatten. Immer wieder kreuzte das ausgetrocknete Flussbett die Fahrbahn, ganz modern mit Röhren unter der Trasse hindurchgeleitet. Es scheint hier zu manchen Jahreszeiten wohl doch soviel zu regnen, dass diese Investition notwendig war.
Ein paar Kilometer weiter wurden wir von einen Soldaten (Offizier?) angehalten und auf Deutsch gefragt, ob wir zufällig einen Bus -gleiche Ausführung wie der, welcher hinter ihm stand- gesehen hätten. Wir konnten ihm zwar leider nicht helfen, waren jedoch überrascht, einen algerischen Soldaten so gut deutsch sprechen zu hören.
Einige hundert Schlaglöcher weiter (Die Straße war teilweise phantastisch, teilweise beschissen, obwohl scheinbar zur gleichen Zeit mit dem gleichen Material gebaut), kippte das Benzinfass auf der Ladefläche um und ich hielt an, um es wieder aufzustellen. Dabei stellte ich fest, dass es leckte. Also haben wir das restliche Benzin in ein leeres Fass umgefüllt und das alte Fass -nach Landessitte- in die Wüste geworfen.
In Straßennähe lagen immer unzählbar viele, leere Kanister, alte Reifen -einige wie in Opas Schrebergarten ineinandergesteckt- und natürlich die schon fast obligatorischen Autowracks.
Wir fahren weiter und kamen nach In Ecker einer Geisterstadt. In Ecker war ehemals eine französische Atomversuchsanstalt. Man konnte noch die Hochspannungsmasten -teilweise noch mit Leitungen- bewundern sowie verfallene Gebäude und überall tonnenweise Stacheldraht. In einem alten Fort saß jetzt die Polizei. Gegenüber, an der Tankstelle, musst erst ein Aggregat für die Benzinpumpe angeworfen werden, ehe wir tanken konnten. Auch unsere Lösch- und Kühlwasservorräte sowie die Trinkwasserbehälter füllten wir auf. Um 17:45 ging es dann weiter.
10 km hinter einem recht hübschen Ort namens In Amguel stoppten wir um 18:30 für diesen Tag und bereiten unsere Fahrzeuge auf die Wellblechpiste vor, die auf den nächsten Kilometern beginnen sollte: Peter kontrolliert den Festsitz aller Radmuttern, allerdings nur mit der Hand ohne Schraubenschlüssel, weil er meinte, wenn eine Schraube wirklich locker sei, würde er das schon merken. Erst nachdem wir ihn auf die Unsinnigkeit seines Handelns nachdrückliche hingewiesen haben, benutzt er einen Radmutternschlüssel.
Ich dichtete zwei lecke Stellen der Bremsluftleitungen meines Lkws ab und stellte außerdem fest, dass der Tank ein Loch hatte, das sich nur schließen ließ, wenn der Tank ausgebaut würde. Leider verfügten wir nicht über eine Pumpe, um den Sprit abzusaugen. Da es sich nur um ein sehr kleines Loch handelte, aus dem nicht viel Diesel verloren ging, verzichteten wir auf weitere Aktionen diesbezüglich.
Nachdem wir auch bei den Lkws Öl, Wasser etc., kontrolliert und nachgefüllt hatten, gab es Abendbrot. Peter hatte unser Kochgeschirr bei der letzten Übernachtung (bei Ain Salah) liegengelassen, so dass wir unsere Ravioli nun direkt in den Dosen warmmachen mussten. Eine Dose wollten wir anschließend als Notkochtopf aufheben. Nach einigen Bechern Kaffee und ein paar Runden Knobeln (Ja, wir hatten sogar Knobelbecher mit!) begaben wir uns zur Ruhe.
Freitag, 18.4.80
50°C, sonnig, 221 km
Um 7:00 Uhr, nach dem Frühstück, gings weiter. Oft sah man Leguane oder Ratten (und so ähnliche Tiere) auf der Straße. Zwischenzeitlich konnte man das allerdings kaum noch als Straße bezeichnen. Daher fuhren wir oft neben der eigentlichen Straße auf Pisten, die parallel laufen. Hier musste man nicht so stark auf Schlaglöcher achten, die -recht scharfkantig- alle paar Meter auftauchten, obwohl die Straße auf den ersten Blick recht gut aussah. Einmal hatte ich nicht richtig aufgepasst und war in so ein Loch gefahren: Dadurch ging die Ladeklappe auf und der Gang sprang heraus.Um 10:00 tankten wir und fuhren dann nach Tamanrasset ein. Die Lkws stellten wir hinter der Stadt ab und Bernd und Peter fuhren mit dem VW zum Einkaufen.
Tamanrasset war unerwartet gut ausgestattet: Kino, Theater, ein Stadion und richtige Läden gab es dort. Sie kauften neben Kuchen und ganz frischem Brot -direkt aus der Backstube geholt- noch 20 Postkarten und Briefmarken.
Während ich auf die beiden wartete, reparierte ich endgültig die Lecks in den Verbindungen meiner Bremslust-Leitungen. Um die Gewinde abzudichten nahm ich kleine Stücke einer Plastiktüte anstelle von Hanf oder Dichtband. Anschließend nahmen wir gemeinsam einen Drink in einer riesigen, trotz der frühen Stunde bereits gut besuchten Kneipe in der Stadt. Auch unsere Postkarten schrieben wir hier, um der lieben Verwandtschaft zu Hause mitzuteilen, dass wir noch am Leben seien und uns guter Gesundheit erfreuten.
Bevor wir um ca. 13:15 Uhr endgültig weiterfahren konnten, musste Peter noch eine Herde Ziegen unter seinem Wagen wegscheuchen, die sich dort vor der gleißenden Sonne verkrochen hatten. Dies war allerdings keine einfaches Unterfangen: Immer wenn er sie auf der einen Seite vertrieben hatte, sind sie von der anderen Seite wieder unter den Lkw gehuscht. Noch nicht einmal das Anlassen des doch recht lauten Diesel-Motors beeindruckte die Tiere, so dass Peter schließlich langsam, vorsichtig anfuhr und die Ziegen sich somit im Freien wiederfanden.
Ab Tamanrasset gab es keine Straße mehr, nur noch Wellblech-Piste, so genannt, weil sie durch das Gewicht und die Vibration der darüber rollenden Fahrzeuge eine wellblechartige Struktur erhalten hatte. Das Fahren ist dadurch unangenehm, laut und nervenaufreibend. Auch das Material wird durch die ständigen Vibrationsbewegungen stark beansprucht.
Nach ca. 30 km löst sich die Verbindung zwischen dem Hebel und dem Allradgetriebe und ich kann nicht weiterfahren, da die Motorkraft nicht mehr auf die Räder übertragen wird. Schon nach einer knappen halben Stunde habe ich es geschafft, den Schaden zu beheben.
An einigen Stellen war die Piste hier 20 bis 30 Meter breit oder sie teilte sich in drei, vier oder noch mehr Einzelarme, die nach einiger Strecke (fast) immer wieder zur Hauptpiste zurückkehrten.
Nach ca. 50 Kilometern stoppten wir um 18:15 Uhr, aßen zu Abend (kalte Würstchen, Brot, Kuchen und Kaffee) und fahren eine Stunde später weiter. Das Wasserfass war zwischenzeitlich auch leckgeschlagen und wir mussten es so hinlegen und verkeilen, dass das Spundloch nach unten auf den Boden der Lagefläche wies. Jedes Mal, wenn wir Kühlerwasser auffüllen mussten, bedeutete das ordentlich Arbeit: Das schwere 200-Liter-Fass hochwuchten, umdrehen, Wasser zapfen und die gesamte Prozedur wieder zurück.
Uns fiel auf, dass es nachts wesentlich mehr Verkehr zu geben schien. Tagsüber begegnete uns nicht in einziges Fahrzeug, jetzt, in den Abendstunden hatten wir innerhalb einer Stunde bereits drei gesehen.
Ich war damals der Meinung, es sei besser für den Lkw, schneller zu fahren, zog daher immer ein Stück voraus (mit ca. 50-70 km/h) und wartete dann nach einer Weile auf die anderen. Obwohl bei dieser Geschwindigkeit das Lenken nicht so einfach war (die Vorderreifen berührten kaum den Boden), machte ich mir keine Sorgen, da es kaum etwas gab, wogegen man hätte stoßen können.
Plötzlich fanden wir uns mitten auf einer Straßenbaustelle wieder. Und das Ölfass, welches wir wegen eines Lecks an der Unterseite schon auf den Kopf gestellt hatten, hatte nun auch dort ein Loch und das Öl ergoß sich in breitem Strahl auf die Ladefläche. Leider konnten wir das erst feststellen, nachdem wir in der Dunkelheit die gesamte Ladefläche umgeräumt hatten.
Nachdem uns dann auch noch einige Arbeiter darauf hingewiesen hatten, dass wir auf dieser Baustelle überhaupt nicht fahren durften, wir aber im Dunklen die richtige Piste nicht finden, hielten wir nach einer Weile am Wegesrand und begaben und gegen 23:00 Uhr zur Ruhe.
Samstag, 19.4.80
50°C, sonnig, 181 km
Um 6:00 Uhr klingelte Peters Reisewecker und bereits eine Stunde später waren wir wieder unterwegs. Als Erstes mussten wir die Piste wiederfinden. Ich fuhr ein paarmal querfeldein und fand so Fahrspuren im Sand. Wir folgten dieser Spur, bis sie sich plötzlich gabelte. Nun fuhren wir getrennte Wege, Peter und Bernd ca. 300 Meter rechts von mir bis ich ein "Schild" fand, auf dem "IGZ 290" stand. Anhand der Karte interpretierten wir, dass der Grenzort nach Niger, In Guezzam, noch 290 km entfernt sein müsste.
Mehrmals blieb ich im feinen, tiefen Sand stecken, konnte -und musste- mich aber selbst wieder freifahren, da die anderen zwischenzeitlich kilometerweit entfernt, noch auf der Parallelpiste, fuhren. Durch die Fahrerei auf den Wellblech-Pisten in den vergangenen Tagen und das Freischaukeln aus dem Sand verliert ein Dieselfass seinen Verschluss und ca. 50 Liter fließen in die Wüste.
Dann blieb ich endgültig stecken, kam nicht mehr selbst frei, weil auch mein Anlasser nicht mehr richtig funktionierte. Da unser Werkzeug auf Peters Lkw in einem großen Kasten verstaut war, blieb mir nur Warten. Als die anderen dann endlich kamen, bearbeitete ich den Anlasser so lange mit einem großen Hammer, bis aller Sand, der sich zwischen die Kontakte gesetzt hatte, herausgerieselt war und die "Kiste" wieder ansprang. Inzwischen war es bereits halb zwölf und wir hatten gerade mal 70 Kilometer geschafft.
Kurs vor 13:00 Uhr machten wir halt, es ging einfach nicht mehr: Es war zu heiß! Wir spannten meine WK-II-Decke als Sonnenschutz auf und lutschten Salztabletten. Bernd schien einen Hitzschlag oder ähnliches zu haben, kein Wunder bei der Fahrerei in dem kleinen VW. Es ging ihm ziemlich dreckig und wir versuchten, ihm so gut wie möglich zu helfen. Während wir so unter den Lkws liegen und warten, dass es Bernd besser geht, stellte ich plötzlich mit großem Erschrecken fest, dass das Allradgetriebe meines Lkw nicht mehr von vier Halterungen, sondern nur noch von Zweien gehalten wurde. Eine Halterung ist aufgrund der Vibration gebrochen und könnte höchstens mit einem Schweißgerät repariert werden. Bei der anderen Halterung fehlten "nur" zwei Schrauben, daher musste ich irgendwo mindestens eine passende Schraube abbauen, damit das Getriebe nicht ganz runterfiel und der Wagen damit nicht mehr fahrtüchtig würde.
Aber erst mal warteten wir bis ca. 16:00, bis es etwas "kühler" wurde. Nach ca. einer Stunde hatte ich es dann geschafft, das Getriebe mittels zweier Wagenheber und zahlreicher Pallhölzer in die richtige Lage zu drücken und eine Schraube (die ich von der Stoßstange abmontiert hatte) einzudrehen. Nun hing das Ganze also an einer Original-Halterung und zwei Schrauben. Zwei andere Schrauben, die ich für losgerüttelt und verloren angesehen hatte, waren jedoch abgebrochen. so dass in diese Bohrungen auch keine "Ersatzschrauben" eingedreht werden konnten. Ich hoffte, dass meine Konstruktion, bei regelmäßiger Wartung und Kontrolle, die verbleibende Kleinigkeit von ca. 3.000 Kilometern überstehen würde. Nun aber weiter! Es waren nur noch 170 km bis zum Grenzort und gleich jenseits der Grenze, in Arlit, also außerhalb des prohibitionistischen Algerien, gab es endlich -hoffentlich kühles- Bier.
Abends um halb sieben fuhr Bernd sich mit dem VW fürchterlich fest, die Reifen waren bis zu den Radkappen versunken und der Wagenboden lag auf dem Sand auf. Kein Schieben half. Beim Versuch, ihn mit meinem Lkw freizuschleppen, riss auch noch mein gutes Patentseil, weil wir die Schlinge wegen eines abgebrochenen Schlepphakens um die scharfkantige Stoßstange des Käfer schlingen mussten. Wir versuchten einige Male, schwitzend und fluchend, den VW mit dem immer kürzer werdenden Seil freizubekommen. Auch das vorherige Freischaufeln der Frontpartie nützte nichts und so beschlossen wir, erstmal zu Abend zu essen und später weitere Versuche zu unternehmen. Beim Abendessen huschte ab und zu eine Wüstenmaus über unsere Decke.
Zwischenzeitlich kam noch ein Lkw der algerischen Armee vorbei und versuchte sein Glück. Da unser Seil inzwischen ziemlich kurz geworden war und die algerische Armee auch keine entsprechende Ausrüstung mit sich führte, gab der Soldat seine Versuche -mit einem Stück Stoff als Seilersatz- bald auf, bekam von uns noch ein paar Schlucke Wasser und fuhr weiter.
Nach dem Essen gruben wir unter dem Motorblock des VW ein Loch. Das war nicht ganz einfach, weil der feine Sand von den Seiten immer wieder nachrieselte. In das Loch stellten wir den Wagenheber und bockten den Wagen soweit auf, dass wir unser "Sandblech" unter die Hinterreifen schieben konnten. Dann fuhr Bernd den Käfer bis ans Ende des Bleches zurück und wir ebneten den Sand vorne etwas. Dann ging es mit Vollgas vorwärts, von Peters und meiner Muskelkraft unterstützt. Gute zehn Meter schaffte Bernd so, saß dann wieder ferst, jetzt aber nicht mehr so tief.
Wir wiederholten also das Prozedere mit dem Blech und der Käfer kam frei! Bis wir alles Werkzeug wieder verstaut hatten und Bernd noch aus den Kanistern getankt hatte, war es auch schon 22:00 Uhr. Von Feierabend konnte aber noch keine Rede sein, denn jetzt hatte Peter seinen Lkw festgefahren. Er versuchte einige Male, ihn selbst freizubekommen, gab dann aber auf. Ich setzte mich hinter das Steuer, wandte in paar Tricks an (Lenkrad einschlagen, vor-und-zurück-schaukeln, etc.) und befreite ihn aus der misslichen Lage. Peter hatte es immer noch nicht geschafft, ein Gefühl für das Fahrzeug zu entwickeln, ebenso wenig, wie für die Situationen hier in der Wüste. Er wusste das und es bedrückte ihn sehr, besonders, wenn wir es ihn manchmal spüren ließen, wenn er sich besonders doof anstellte.
Da die Innenbeleuchtung sowohl in Peters, als auch in meinem Lkw (schon lange) defekt war, habe ich Peter die Taschenlampe überlassen und mich selbst auf das Dach des Führerhauses gesetzt, um im Schein der Begrenzungsleuchten die Notizen für diesen Bericht zu Papier zu bringen. Um die Scheinwerfer zu nutzen, hätte ich mich in den Sand setzen müssen, was ich wegen Skorpionee oder Sandflöhennicht wollte. Der Wecker wurde auf 5:00 Uhr gestellt und ich legte mich um ca. 22:30 Uhr unter meine Decke und schlief bald ein.
Sonntag, 20.4.80
50°C, sonnig, 110 km
Der Wecker tat pünktlich seine Pflicht und eine Stunde später, nach dem Frühstück (wieder mit Mäusen) fuhren wir weiter. Leider nicht sehr weit, denn Peter stellte plötzlich fest, dass er keinen Treibstoff mehr hatte. Nach dem Betanken sprang der Wagen immer noch nicht an, da die gesamte Anlage leergelaufen war. Ich versuchte, meinen Lkw vor seinen zu rangieren, wozu ich die an dieser Stelle recht schmale Piste verlassen musste. Dabei fuhr ich mich prompt fest und wir griffen wieder zur Schaufel.
Neben der anstrengenden Schaufelei in der schon recht heißen Sonne (um ca. 9:00 Uhr), nervten die Sandflöhe, deren Behausung ich wohl beim Rangieren zerstört hatte und die nun ununterbrochen um uns herumschwirrten, wesentlich schlimmer, als die Fliegen Zuhause.
Nachdem noch zwei Franzosen -vergeblich- versucht hatten, und zu helfen, schafften wir es nach zwei Stunden harter Knochenarbeit, freizukommen und fuhren weiter. Aber zu früh gefreut: Nach ca. 30 km tauchte das nächste Hindernis auf. Mitten in der schmalsten Stelle der Piste waren zwei Franzosen mit einem vollbeladenen Trailer und gebrochener Achse liegengeblieben. Dort standen sie seit vier Tagen und warteten auf Hilfe. Wir unterhielten uns etwas mit den Pechvögeln und ich sah dabei an der Hinterradnabe einen Kilometerzähler. Das schien tatsächlich zu bedeuten, dass die Franzosen einen Auflieger gemietet hatten, um alle möglichen Waren quer durch die Sahara zu bringen und dann irgendwo zu verkaufen.
Wir suchten -vorsichtshalber zu Fuß- eine Ausweichpiste und fuhren dann weiter, nicht ohne uns vorher versichert zu haben, dass die Franzosen mit allem Notwendigen (Wasser!) versorgt und Hilfe unterwegs war.
Dann wurde wieder die Verbindung zum Allradgetriebe unterbrochen und ich stand! Also Bodenplatte im Führerhaus (über dem Getriebegestänge) abschrauben, Verbindung zusammenstecken, Platte drauflegen und weiter ging es. Allerdings nur, bis mich die heiße Luft, die nun aus dem Motorraum heraufwehte, so fertig machte, dass ich anhielt. Die Verbindung sprang mal wieder auseinander, wurde von mir festgedrückt und die Bodenplatte mit einer Schraube fixiert, damit sie nicht so laut klapperte und der Heißluftstrom (schätzungsweise 80-90°C) mich nicht zusätzlich zu der ohnehin nicht gerade kühlen Umgebung ausdörrte.
Noch zwei- oder dreimal musste ich die Verbindung wiederherstellen, dann hielten wir an, weil es schon wieder zu heiß wurde in unseren "Blechgefängnissen". Die meisten Fenster lassen sich zudem nicht richtig öffnen. Ein Hamburger Pärchen, welches wohl gerade eine Reparatur an seinem VW-Bus beendet hatte, spendierte eine Runde Zigaretten (wir besaßen nur noch ein paar einheimische Menthol-Stäbchen) und fuhr weiter.
Wir stellten ein Leck im Benzinfass fest, füllten den Rest in Kanister und ließen und dann in den Schatten fallen. Ungefähr 50 km sollten es noch bis zum Grenzort In Guezzam sein, wenn wir also gegen 16:00 Uhr losführen, sollten wir "zum Tee" dort eintreffen, wenn nichts dazwischen käme (Toi, Toi, Toi).
Wir fuhren dann doch schon um 15:00 Uhr weiter. Glücklicherweise war die Piste hier sehr gut, fest und breit, so dass wir nahezu mit Höchstgeschwindigkeit auf den Ort zufahren konnten. Wir freuten uns, endlich nach drei Tagen mit ausschließlich trocknem, staubigem Sand Menschen, Ruhe, Schatten und -hoffentlich- auch Wasser zu finden, und zwar mehr als die üblichen zwei Liter pro Tag, die in dieser anstrengenden, heißen Zeit sehr wenig waren.
Und wir hatten Glück: Zweimal am Tag wurde eine Pumpe in Betrieb gesetzt, um das Wasser aus großer Tiefe heraufzuholen. Gerade, als wir in In Guezzam ankamen, lief die Pumpe und wir sprangen -wie wir waren, mit Jeans und T-Shirt; Bernd sogar mit Mütze- unter den kühlen, frischen Wasserstrahl. Bis um 18:00 Uhr planschten wir nur so herum und genossen diese Erfrischung. Wir hatten ohnehin nichts Besseres zu tun, da wir den VW noch betanken mussten, der Tankwagen aus Tamanrasset jedoch noch nicht eingetroffen war.
Wir halfen noch einem Hamburger bei seinem Reifenwechsel und aßen dann zu Abend, zusammen mit einem französischen Pärchen. Bevor wir schlafen gingen, unterhielten wir uns noch lange mit den beiden und auch mit einem Grenzsoldaten, der dienstfrei hatte und uns -zu "leicht" überhöhten Preisen- ein paar Schachteln Zigaretten verkaufte.
Montag, 21.4.80
50°C, sonnig, 9 km
Um 7:00 Uhr wachten wir auf. Von selbst, nicht, wie sonst, vom Wecker hochgescheucht. Wir wuschen uns und frühstückten, wieder zusammen mit den Franzosen. Es gab unter anderem Grießbrei und echten Kaffee, nicht unsere übliche Instand-Plörre.
Anschließend versuchte ich, meinen Lkw wieder einigermaßen in Schuss zu bekommen, vor allem das Gestänge zum Allrad-Getriebe. Es gelang mir -mangels der notwendigen Ersatzteile, nur einigermaßen, aber ich war unter diesen Umständen relativ zufrieden. Da es, als ich endlich fertig und gründlich gewaschen war, schon wieder zu warm für die Weiterfahrt war, legten wir einen "Sonntag" ein, setzten uns für einen halben Tag unter die Lkws, knobelten, lasen, aßen frische Tomaten, Ananas und Fladenbrot.
Wir erfuhren jetzt, kurz bevor wir Algerien verlassen wollten, dass die algerische nicht mit der tunesischen Zeit -auf die unsere Uhren noch eingestellt sind- übereinstimmt. Um 16:00 Uhr Ortszeit(!) wurde die Pumpe wieder angestellt und wir "duschten" nochmals, bevor wir eine halbe Stunde später die paar Meter zur Grenzstation fuhren.
Doch hier schlug die Bürokratie wieder zu: Wir sollten zurück nach Tamanrasset und unsere Pässe dort bei der Polizei abstempeln lassen. Ohne diesen Stempel könnten wir nicht ausreisen, belehrte uns ein Grenzpolizist. Wir waren wie vor den Kopf geschlagen, drei Tage zurückfahren, Stempel besorgen und wieder drei Tage hierher zurück - NEIN DANKE!
Erst als wir dem Grenzbeamten mit freundlicher dolmetscherischer Unterstützung eines unserer französischen Freunden klargemacht hatten, dass wir nicht wussten, in Tamanrasset einen Stempel holen zu müssen (wir waren in "Tam" übrigens sogar bei der Polizei gewesen, um eine Ausunft einzuholen), wurden wir durchgelassen. Allerdings erhielten wir keinen Ausreise-Stempel, was faktisch bedeutete, dass wir ausgewiesen worden waren und nie(?) wieder einreisen dürften.
Nachdem wir den Gram, nicht wieder nach Algerien zu dürfen, abgeschüttelt hatten, machten wir uns frohen Mutes auf den Weg, allerdings nicht sehr weit, da wir Bernds VW aus dem Sand befreien mussten. Einige Minuten später kamen wir dann gar nicht mehr weiter, weil der VW-Bus des -uns ja bereits bekannten- Hamburger Pärchens in einer Sandwehe mitten auf der Piste steckte. Dahinter warteten bereits zwei andere Lkws.
Wir halfen zuerst, den Bus wieder flott zu bekommen, dann halfen uns die Hamburger, Bernds Käfer wieder auszugraben, indem sie uns ihre (richtigen) Sandbleche liehen. Damit die Reifen zukünftig nicht mehr so leicht einsanken, senkten wir den Reifendruck mit Hilfe des Manometers einer Fusspumpe auf ca. 1 Atü. Inzwischen war es dunkel geworden und wir beschlossen, die Reise für diesen Tag zu unterbrechen (Tolle Leistung: 9 km). Wir schnorrten uns etwas Pulverkaffee von den Hamburgern, aßen zu Abend (Hamburger aus der Dose, kalt) und begaben uns zur Ruhe. Da es mir in der Kabine zu stickig und meine Ladefläche ölverschmiert war, legte ich mich auf Peters Lkw. Der Wecker war wieder auf 5:00 Uhr gestellt.
Wenn Sie noch nicht genug haben, hier geht’s zum zweiten Teil!